Event:
100 Jahre Seebrücken Fotos
von: Katrin Wagner, Uli Neumann
Man könnte es ein ungewöhnliches Konzert nennen. Der Veranstalter hatte eine Seite von SAILORs Fax mit deren technischen Anforderungen nicht erhalten, und so gab es keine Keyboards und kein Schlagzeug, als sie am Veranstaltungsort eintrafen. Ein örtlicher Crew-Mann rettete das Konzert, indem er nach Hause fuhr und alle Instrumente aufsammelte, die er finden konnte... ;-) Besonderen Dank hierfür! Ohne dies hätte die Show nicht stattfinden können... |
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Henry und Phil
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Henry, Phil und Oliver
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Phil und Oliver bei "The Old
Nickelodeon Sound"
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A Glass Of
Champagne
Blame It On The Soft Spot
One Drink Too Many
Give Me Shakespeare
The Old Nickelodeon Sound
Vera From Veracruz
Girls Girls Girls
Stay The Night
Wooly Bully
Mack The Knife
Karma Chameleon
The Secretary
La Cumbia
Zugaben:
Grant's Moment
The Full Monty
Con Te Partirò - Time To Say Goodbye
Champagne Reprise
Vor und nach der Show...
Am Ort des Geschehens... der "Seebrücke"
??!??
Die Instrumente sind endlich da... Chaos...
Soundcheck...
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SAILOR Fans: Judith, Tom und Matthias
Ich hoffe ich hab Eure Namen richtig behalten... wenn nicht
bitte bescheid sagen!! ;-)
Ein
Konzertbericht von Uli Neumann:
SAILOR in Timmendorfer Strand - Sie kamen spät, aber gewaltig
Dieser
Sonnabend, der 5. Juli 2008 stand ganz im Zeichen der '70er, der
Dekade, in der SAILOR ihren weltweiten Erfolg hatte, ihre
kreative Zeit, in welcher der Grundstein für all das gelegt
wurde, was SAILOR heute sind.
Wegen der hohen Treibstoffpreise in Deutschland und weil es auch
bequemer ist, entschied ich mich Bus und Bahn für die Fahrten zu
nutzen. So musste ich mir keine Gedanken machen, wo ich mein Auto
abstellen soll und auch nicht wegen der Verkehrsbehinderungen
durch den "Schlager Move" (eine Parade, ähnlich der
Love Parade der Techno-Fans, auf der deutsche Schlager gespielt
und gesungen werden. Die Teilnehmer und das Publikum haben sich
zu diesem Tag in schrillen Farben gekleidet. Es haben über
500.000 Menschen an dieser Veranstaltung rund um das gute, alte
deutsche Liedgut teil genommen.), den Hamburg Triathlon, diversen
Baustellen und den Ferienreiseverkehr Sorgen machen.
Zunächst fuhr ich zum Eutiner Schloss, um eine interessante
Ausstellung im örtlichen "Ostholstein-Museum" zu
besichtigen, in der es eine Menge Gegenstände, Tapeten,
Spielzeug, Werbung, Möbel, Mode und Informationen zu den 1970er
Jahren zu sehen gab. So war ich bestens auf mein (Tusch, bitte!)
zehntes SAILOR Konzert eingestimmt.
Dafür musste ich dann wieder mit dem Zug nach Timmendorfer
Strand fahren und noch über 1,5 Kilometer Fußmarsch zum Strand
bewältigen. Der Timmendorfer Strand ist ein wunderbarer Strand
mit weißem Sand, blauem Meer hübschen Bikini-Mädchen, alles
was ein "Sailor" und natürlich zumindest männlicher
SAILOR-Fan sich wünschen kann.
Katrin wollte zunächst nicht zum Konzert kommen, weil niemand
sie begleiten wollte, entschied sich dann aber kurzfristig doch
anders. Per Mobiltelefon wusste ich, dass sie und auch SAILOR
schon im Hotel angekommen waren und sie allein für das Parken
über 10 löhnen musste. Übernachten wollte sie da nicht,
sollte doch eine Übernachtung dort 185 kosten! So
entschied sich sich dafür, nach dem Konzert nachts nach Hause zu
fahren.
Ich war zeitig an der Bühne, aß ein Eis und sah mir die anderen
Darbietungen an, während Katrin im Hotel auf SAILOR wartete. Sie
rief mich an und erzählte, dass Grants Schlagzeug und die
Keyboards des Nickelodeons noch in Großbritannien waren und der
Veranstalter vor Ort es versäumt hatte, Keyboards für SAILOR
vor Ort zu haben. Das Pappkarton-Nickelodeon war auf der Bühne
aufgebaut, aber ohne Keyboards war es nutzlos. Es gab da wohl ein
unleserliches Fax und niemand hatte sich darum gekümmert. So
stand dieses Konzert auf des Messers Schneide. SAILOR waren wohl
niedergeschlagen und blieben zunächst im Hotel, während Thomas
und Katrin sich auch in Richtung Bühne begaben. In der
Zwischenzeit, war es gelungen, Keyboards ausfindig zu machen, nur
mussten diese von weit her herangefahren werden. Aber dann kamen
sie doch. Eines war ein elektronische Technics Piano, gedacht, um
es im Sitzen zu spielen. Phil hätte auf Knien davor hocken
müssen. So wurden zwei Koffer darunter gestellt, um die Höhe
anzupassen. Es passte von der Breite genau zwischen die
Frontteile des Pappkarton-Nickelodeon und war zum Glück
MIDI-fähig. Katrin sagte SAILOR Bescheid, dass die Instrumente
eingetroffen wären, sie kamen zur Bühne und mit skeptischen
Blicke wurde das Equipment in Augenschein genommen. Es brauchte
einige Zeit, dann stimmte der Sound und SAILOR bereiteten sich
auf den Auftritt vor, der dann gegen 21:15 Uhr begann, mit über
einer Stunde Verspätung, aber das Konzert fand statt und das war
die Hauptsache.
So war es am Ende ein fantastischer Abend und ein weiterer Beweis
für die Feststellung, dass Konzerte, deren Durchführung mit
Widrigkeiten verbunden sind, oft die bestens Konzerte sind. Das
Publikum wurde von SAILOR völlig in den Bann gezogen und SAILOR
waren vom Publikum, seiner Reaktion und der Stimmung hellauf
begeistert. SAILOR machen sich einen Spaß aus unserer Abneigung
gegen den Song "Wooly Bully", weil dieser nichts mit
SAILOR zu tun hat und widmeten mir den Song als "Uli
Bully". Es ist ein wenig peinlich, dass die örtlichen
Veranstalter SAILOR als die Band ankündigen, die "Stiletto
Heels" spielen, dieses aber nie von ihnen auf die Bühne
gebracht wird! Radio NORA spielten es in ihrer Ankündigung für
ihre Oldie Nacht in Bad Segeberg, in Timmendorf wurde es in den
Zeitungen angekündigt. "Stiletto Heels" und "Down
By The Docks" waren in Deutschland Hits. Umso mehr war ich
erfreut, "Stay The Night" hören zu können.
Nach der Show gab es noch ein große Feuerwerk auf dem Wasser,
ein krönender Abschluss für dieses Konzert, direkt an der See.
SAILOR zogen sich zurück und Katrin wartete am gemieteten Band
Bus, weil sie einige Geschenke, die sie von anderen Fans als
Anerkennung für ihre Arbeit mit der Webseite erhalten hatte, auf
dem Beifahrersitz platziert hatte. Ich ging noch einmal zur
Bühne und konnte ein paar Wort mit Ollie wechseln, dann
verabschiedete ich mich von Katrin, um wieder zum Bahnhof zu
gehen, wo mein Zug um 23:34 Uhr abfuhr. Nach Umsteigen in Lübeck
und Hamburg Hauptbahnhof musste ich dann ab Hamburg-Altona einen
Bus bis Wedel nehmen, wo ich kurz vor 2 Uhr in der Nacht
ankam und dort auch noch zehn Minuten nach Hause laufen. Gegen
halb drei in der Nacht lag ich dann endlich im Bett, Katrin
dürfte um diese Zeit noch auf dem Weg nach Hause gewesen sein...
Hans-Ulrich "Uli" Neumann
Zeitungsartikel über das Konzert:
SAILOR: Stimmungs-Pop mit perfekter Patina
Timmendorfer Strand - Nein
in die Hall of Fame der Rockmusiker werden sie wohl nicht mehr
aufgenommen. Und mit Political Correctness hat das, was sie von
sich geben, auch nichts zu tun. Was soll man halten von einer
Band, deren größter Hit mit den Sätzen beginnt "Ive
got the money, Ive got the place youve got the
figure, youve got the face". Das ist wahrscheinlich
nicht gerade das, was sich Feministinnen ins CD-Regal stellen.
Alles völlig egal: Was die britische Gruppe SAILOR beim
Timmendorfer Brückenfest ablieferte, war feinster Stimmungs-Pop
mit genau der richtigen Patina aus den Siebzigern. Und mindestens
ebenso viele Frauen wie Männer schmunzelten über Texte, in
denen von klackernden Stilettos und schrillen Pfiffen für die
Damenwelt die Rede ist.
Auch ohne ihren Frontmann Georg Kajanus das war seinerzeit
der mit dem roten Halstuch und der Schiffermütze lieferte
die derzeitige Besetzung das ab, was man holsteinisch "ne
geile Mucke" nennt. Dass Gründungsmitglied Henry Marsh, der
immer noch mit einem Strohhut sein lichtes Haupthaar kaschiert,
den aktuellen Leadsänger als seinen Sohn vorstellte, mögen
viele Zuhörer als Scherz abgetan haben. War es aber nicht:
Oliver Marsh ist seit 2006 an führender Position dabei
und tatsächlich der Sohn des fröhlichen Alten am Nickelodeon.
Apropos: Das typische SAILOR-Instrument war wegen einer
Kommunikationspanne an der Timmendorfer Seebrücke nicht am
Start. Doch mit zwei E-Klavieren gelang es den seit 1974
tourenden Profis, ihren individuellen Sound recht original
rüberzubringen. Als Junior Marsh am Ende das für SAILOR so
völlig artfremde "Time To Say Goodbye" auf italienisch
zum Besten gab, staunte das Publikum: "Der kann ja richtig
singen!"
Fazit: Die Jungs mit dem Stallgeruch einer Hafenkaschemme sind
nichts für Zartbesaitete. Alle anderen können sich zu
"Girls Girls Girls" oder dem Säufer-Outing "One
Drink Too Many" prächtig amüsieren. So wie am Wochenende
in Timmendorfer Strand.
Der Text unter dem Foto:
SAILOR in Timmendorfer Strand: Die Songs von Hafenkneipen und
Girls auf Stiletto-Heels passten prima zum Brückenfest-Ambiente.
Konzertfotos |