Live In Berlin

02. September 2002

CD: Angel Air SJPCD122
Wiederveröffentlichung von "Live In Berlin" von Red Light Records 1998

Peter Lincoln: Gitarren, Charango, Lead-Gesang
Henry Marsh: Nickelodeon, Akkordeon, Gesang
Grant Serpell: Schlagzeug, Percussion, Gesang
Phil Pickett: Bass Nickelodeon, Gesang

A Glass Of Champagne
La Cumbia
Give Me Shakespeare
One Drink Too Many
Blame It On The Soft Spot
The Old Nickelodeon Sound
Mack The Knife
The Secretary
Stay The Night
Traffic Jam
Panama
Vera From Veracruz
La Bamba Medley
Girls Girls Girls
Pop Muzik - Ghostbusters Medley
Champagne Reprise

Songs geschrieben von Georg Kajanus außer:
Mack The Knife: Brecht, Weil
Stay The Night: Henry Marsh, Grant Serpell
La Bamba Medley - "La Bamba": R. Valens, "Volare": Modugno/Migliacci/Parish, "Banana Boat Song": Darling/Carey/Arkin
Pop Muzik - Ghostbusters Medley - "Pop Muzik": R.Scott, "Ghostbusters": R.Parker

Produziert von SAILOR.
Engineered und gemixt von Simon Gogerly.
Gemixt in den Strawberry Hills Studios, Gloucestershire, England.
Vorderes Cover Foto von Katrin Wagner
Zusätzliche Fotografie: Barry Ryan und Christel Müller.


Randbemerkungen - geschrieben von Rich Wilson im Mai 2002:

Die lange Geschichte von SAILOR beginnt mit einem bizarren Märchen in Frankreich. Angeblich entschied ein Monsieur Faux, der Besitzer und Manager eines Pariser Nachtclubs namens "Le Matelot" in den späten 1940ern, dass es notwendig war, die Hausband in Matrosen-Outfits auftreten zu lassen. Es hieß, das "Le Matelot" sei in 1970 durch Feuer zerstört worden, wodurch die beiden verbliebenen Hausband-Mitglieder Phil Pickett und Georg Kajanus dazu veranlasst wurden, zurück nach London zu reisen und, nachdem sie dort Grant Serpell und Henry Marsh trafen, die Band SAILOR zu gründen. Und obwohl diese Geschichte zusammen mit Kobolden und Drachen in das Gebiet der Phantasie gesteckt werden kann, bereitet sie zumindest die Hintergründe für eine der innovativsten und interessantesten Live Acts vor, die die Bühnen der Länder in den letzten 30 Jahren beehrt hat.
Im Zentrum der Bühne steht das mittlerweile berühmte 'Nickelodeon' - ein bizarres Instrument, das aus zwei aufrechten Pianos, Orgeln, Synthesizern und Glockenspielen besteht, alles vereinigt in einer ansehnlichen Holzbox und zusammengehalten bei willkürlich verteilten Nägeln, Holzleim und einem Türklingel-Mechanismus. Natürlich sorgte es für einige Aufregung, wenn die Mitglieder von SAILOR um diese verrückte musikalische Kreation herum standen, darauf herum hämmerten und die beiden Seiten der Maschine spielten, alles in einer Hafenstadt-Kulisse vollgestopft mit Straßenlampen und Palmen. Unter diesen Umständen sei es euch vergeben, dass ihr denkt, ihr erster Auftritt habe vom Blick der Außenwelt abgeschlossen in einer Hinterhofkneipe stattgefunden, wo sie sich selbst mit ihrer neuen Methode des Auftretens anfreunden konnten. Doch dies war nicht der Fall, denn Fernsehproduzent Johnny Stewart zeigte sich beeindruckt von einer kürzlichen Vorstellung bei Epic Records. Plötzlich benötigte er einen schnellen Ersatz für eine live "In Concert" Übertragung bei der BBC vor einem irritierten Publikum und noch viel verwirrteren und erstaunten Kameramännern. "Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst," erinnert sich Kajanus jetzt und fügt hinzu "Das ist die Art von Dingen, die normale Menschen niemals tun würden." Das stimmt.
Schnell gewannen sie einflussreiche Freunde im Geschäft aufgrund ihres einzigartigen Auftretens. Unterstützende Auftritte für Steve Harley und Kiki Dee folgten, bevor sie ihr namengebendes Debütalbum in 1974 veröffentlichten. Trotz des großen Erfolges in Holland wollte die Band die Verkaufszahlen auch im UK bestätigt wissen und kehrten zurück, um dort ausgiebig zu touren und ihre anerkannteste Single "A Glass Of Champagne" zu veröffentlichen, die im UK auf die Nummer Eins Position ging, außerdem das berühmte Album, "Trouble".
Der Erfolg der Single, in Verbindung mit dem Live-Ruf, sorgten dafür, dass SAILOR ein populärer Act in den Live-Kreisen dieser Zeit wurden. Grant Serpell erinnert sich: "Wir wurden vor und nach den Konzerten regelmäßig von hunderten Fans umringt, mit nur einem von Panik geplagten Roadie, um sie in Schacht zu halten."
In der Tat ist ein Vorfall tief in die Geschichte von SAILOR eingegangen. Grant erklärt: "Nach einem Gig, bei dieser einen Gelegenheit, als Phils Frau Ann, kam um uns zu sehen, wurde sie von einem eifersüchtigen Fan in den Arm gebissen!"
Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, hatte das Nickelodeon aufgrund seiner ungestümen Konstruktion des öfteren "technische Probleme, und die größte Schwierigkeit war, dass nur eine Person es reparieren konnte, sollte es mal nicht funktionieren - Georg Kajanus. Diese Tatsache verursachte eine endlose Reihe von Problemen, wenn es während eines Gigs drunter und drüber ging. Glücklicherweise war Henry Marsh mehr als fähig dazu, die Menge mit langen und humoristischen Geschichten zu unterhalten, während der Rest der Band sich um die Maschine mit Schraubenziehern und Zangen versammelte.
Eine etwas enttäuschende US Tour folgte, bei die ihr Manager, Steve O'Rourke (der mit SAILOR unbedingt den Durchbruch auf dem lukrativen amerikanischen Markt schaffen wollte) sie als Vorgruppe für so unpassende Acts wie Tommy Bolin und Vanilla Fudge platzierte. Da gab es auch die berühmte Begebenheit, als sie als Vorgruppe für den Country und Western Act Charlie Daniels geplant waren und unsere unglücklichen Helden die Bühne aufgrund eines Meeres von buhenden Cowboyhüten in San Diego wieder verließen! Das Resultat war eine früher Rückkehr ins UK, aber immerhin hatten sie genug Material für das dritte Album "The Third Step" geschrieben. Obwohl dies nicht so viele Kopien verkaufte wie sein Vorgänger, behielt die Band ihre Kult-Gefolgschaft und spielte regelmäßig ausverkaufte Konzerte und machte zahlreiche TV-Auftritte.
In 1977 entschied sich Phil Pickett dazu, die Band zu verlassen (später ging für ihn in den Achtzigern der große Erfolg als Teil von Culture Club weiter, wo er mit Boy George 'Karma Chameleon' co-komponierte), und er spielte keine Rolle bei ihrem nächsten Album "Checkpoint". Obwohl er zum "finalen" Konzert in 1978 zurückkehrte, war ihre Form von Entertainment, wie die vieler anderen Künstler dieser Zeit, rau durch die Frechheit des Punk verdrängt worden.
Zwölf Jahre nachdem das Nickelodeon vorzeitig zur Ruhe gelegt worden war, kontaktierte ein deutscher Promoter, Rainer Haas, Phil und fragte, ob sich die Band wieder zusammen tun und vor neuem Publikum in Deutschland spielen wollte. Es war ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten, und so entschlossen sie sich, das Nickelodeon zu entstauben und wieder loszuziehen. Das komplette Wiedervereinigungs-Konzert fand in Bad Segeberg, Deutschland, am 18. Mai 1991 statt, wo die Band das örtliche Open Air Festival eröffnete. Ermutigt durch den großzügigen Empfang folgte eine lange Tour in 1994, begleitet von der Veröffentlichung einer "Greatest Hits" Zusammenstellung.
In 1995 entschloss sich Kajanus, seine Stelle in der Band freizugeben und sich der Entwicklung neuer Projekte zu widmen, und er wurde durch den begabten und vielseitigen Peter Lincoln ersetzt. Die Aufnahme, die ihr in der Hand haltet, stammt aus dieser Zeit, und obwohl treue Fans von der Abwesenheit von Kajanus enttäuscht sein mögen, kann es keinen Zweifel an den technischen Fähigkeiten und dem jungen Auftreten der Band geben. Abgesehen von ansehnlichen Klassikern wie "A Glass Of Champagne" und "Girls Girls Girls" zeigen die hinzugefügten Stücke "Mack The Knife" plus das neugierige Mix von "Pop Muzik" mit dem Thema des Films "Ghostbusters" eine überraschende Seite der Performance.
Ihr Stand als angesehene SAILOR Besetzung wurde durch die Veröffentlichung des "Legacy" Albums vergrößert, das vier neue Songs und die Neuaufnahmen und aktuellen Versionen von 12 Songs aus ihrer Geschichte beinhaltet.
Am Ende der 1990er verließ Henry Marsh die Band, um sich seinem Interesse am Musical Theater zu widmen, nachdem er mit Phil Pickett ihr erstes Musical 'Casper' co-komponiert hatte, das in 2000 sein erfolgreiches Debüt in Londons Shaftesbury Theatre feierte. Von diesem Punkt an wurde die Band-Besetzung relativ instabil und flüssig, denn Marsh wurde durch Anthony England ersetzt, bis England selbst auch ausstiegt und durch Rob Alderton ersetzt wurde.
In 2002 tritt die Band SAILOR weiterhin auf und überrascht das Publikum mit ihren Live-Antiquitäten. Und ein neues Nickelodeon nimmt sogar die Bühnenmitte ein, das vom "Live Techniker" der Band Graham Naylor entworfen wurde, mit Unterstützung von SAILORs eifrigsten und jüngsten Mitglied, Rob "Baby Spice" Alderton.
Es war eine lange Reise, aber obwohl sie manchmal von musikalischer Ironie überrollt wurden, bleiben SAILOR hoch interessant.


Kritiken...

"Live In Berlin" in "Modern Dance Magazine" (Ausgabe 41):
Vielen Dank an Phil Pickett!!
SAILOR Live In Berlin. Angel Air SJPCD122
Ich bin nicht sicher, ob meine Glaubwürdigkeit hier vielleicht verfliegen wird, aber ich kann nicht lügen! Als SAILOR damals 'A Glass Of Champagne' und 'Girls Girls Girls veröffentlichten dachte ich, sie seien ziemlich gut. Lebhaft, ansteckend und verdammt anders als das was gerade passierte. Denkt daran, das war in den 70ern. Sie lösten sich in 1978 auf, reformierten sich aber in 1990 und diese Aufnahme hier stammt von 1991, genauer gesagt vom 18. Mai.
(Randbemerkung von MARINERO: das stimmt nicht, das Album wurde Ende 1995 aufgenommen!) Beide oben genannten Singles sind hier enthalten, auch eine klasse Version von 'Mack The Knife und einem überraschenden Cover von 'Pop Music' und .....'The Ghostbusters'! Sechzehn Songs insgesamt und während SAILOR sicherlich keine Wellen machen und die Gewässer der Experimente testen haben sie offensichtlich eine tolle Zeit! Tolle Produktion für ein Live Album und von der Originalbesetzung sind 2 von 4 hier. (Noch eine Randbemerkung von MARINERO: nein, drei sind hier - Phil,Grant und Henry!) Eine Sache wusste ich vorher nicht, und zwar dass Phil Pickett, als SAILOR sich getrennt hatten, bei Culture Club an Bord ging (und 'Karma Chameleon' co-komponierte). Ein lustiges Album. (DW)

"Live In Berlin" - aus "Good Times" (Ausgabe 6/2002):
Mit ihrem Nickelodeon kreierten SAILOR in den 70ern einen neuen Pop-Sound und landeten Hits wie "A Glass Of Champagne", "Give Me Shakespeare", "One Drink Too Many" oder "Girls Girls Girls". Das Nickelodeon bestand aus zwei Klavieren, einer Orgel und Synthesizern, die zusammengebaut waren, worüber SAILOR auch einen eigenen Song ("The Old Nickelodeon Sound") verfassten. Nach zeitweiliger Auflösung ab 1978 vereinigte sieh die Band 1990 wieder, veröffentlichte zwei Alben, ehe Sän­ger George Kajanus 1995 ausstieg. Nickelodeonist Henry Marsh tat dies Ende der 90er Jahre. Die beiden verbliebenen Urmitglieder Phil Pickett (Nickelodeon, Mandoline) und Drummer Grant Serpell machten mit Sänger/Gitarrist Peter Lincoln und Rob Alderton weiter. In der Besetzung Marsh, Lincoln, Pickett und Serpell entstand 1995 bei einer Europa-Tour­nee unter anderem in Berlin diese Live-CD, die die SAILOR-typische eingängig-flotte Mischung aus Pop, Latino-, Swing- und Rock-Elementen in Erinnerung ruft. Im Set ist auch eine eigene Interpretation von "Mack The Knife" aus Brecht/Weills "Dreigroschenoper". Eine unterhaltsame CD, deren eingängige Songs geeignet sind, triste Winterabende aufzuheitern. Übrigens: Phil Pickett war auch bei Culture Club dabei und Co-Autor von "Karma Chameleon"!

Kritik von Stirling News, Juni 2003:
SAILORs Original Besetzung genoss eine große Reihe an Chart-Erfolgen in Großbritannien und im Ausland in den Mitt-70ern… Dieses Live-Angebot wurde zusammengestellt aus einer Reihe von deutschen Konzerten, die SAILOR zwei Jahrzehnte später spielten… mit einem Hauch von Golden Oldies und Covern von allem von 'Mack The Knife' bis 'La Bamba'.


Vorheriges Album

Alben

Nächstes Album


© copyright by