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Wie SAILOR
meine Lieblingsgruppe wurde!
Von: Andreas Boose (the old-fashioned dreamer) ©
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Es begab sich im
Jahre 1976.
Es war kurz vor meinem 9. Geburtstag. Ende Februar, Anfang März.
Damals gab es noch nicht so viele Radiosender wie heute. In
Nordrhein-Westfalen hörte man eigentlich ausschließlich den WDR
(1-4). WDR 2 war mein bevorzugter Sender, dort lief immer die
aktuellste und beste Musik mit den amerikanischen DJs Dave
Coleman und Mel Sondock. Eines Tages, ich saß in unserer Küche
auf der Eckbank und malte, als plötzlich der Anfang eines Liedes
erklang, welches mein ganzes späteres Leben beeinflussen
sollte!!!
Ich dachte nur: "Die hämmern ja ganz schön auf den Tasten
rum." Als dann auch noch ein rhythmisch stampfender
Synrgesizer-Bass einsetzte (dieses Instrument kannte ich als
Neunjähriger natürlich noch nicht), war ich schon nach nur
einer Minute hin und weg von diesem Song. Ich hatte noch nie
etwas vergleichbares gehört. Ich wusste nur sofort: Das wird
mein neues Lieblingslied.
Erst später erfuhr ich, dass der größte Teil dieses
außergewöhnlichen Sounds von einem Instrument mit dem Namen
"Nickelodeon" kam, welches von Georg Kajanus, dem
charismatischen Sänger und gleichzeitig Gründer und
künstlerischen Kopf von SAILOR, konstruiert worden war!!!
Während "A Glass Of Champagne" spielte, sagte ich zu
meiner Mutter: "Kannst Du bitte mal die Bratpfanne
vom Herd nehmen, ich möchte unbedingt das Lied hören!"
Verdutzt und neugierig zugleich tat sie dies dann auch. Sie
drehte das Radio auf und sagte: "Die haben aber tolld
Stimmen, wie heißt die Band?" Ich sagte: "SAILOR, aber
was heißt das?" Sie sagte: "Seemann oder
Matrose!"
Was nun kam, könnt Ihr Euch sicherlich denken: Natürlich saß
ich am nächsten Tag zur gleichen Zeit vor dem Radio, dem
gleichen Sender und... ja... "A Glass Of Champagne"
wurde wieder gespielt. Ich schwebte auf (Noten)-Wolke 7.
Dann kam der Tag X, mein 9. Geburtstag. Mein Vater tat sehr
geheimnisvoll, er fragte mich, ob ich mal eine Stunde Zeit
hätte, mit ihm in die Stadt zu fahre. Da ich meinen Vater nur zu
gut kannte, wusste ich, dass er etwas im Schilde führte. Auf dem
Weg ins Kaufhaus "Horten" wurde ich schon ganz nervös.
Als wir in der Schallplattenabteilung waren, sagte er zu mir: "Ich hoffe Du weißt, wozu ich mit DIr
hierher gekommen bin?" Mein Herz schlug mir bis zum Hald. Er
drückte mir den Zettel, auf welchen ich ihm den Titel der Gruppe
geschrieben hatte, in die Hand. Ich ging auf den Verkäufer zu,
der lächelte mich freundlich an und fragte: "Kann ich Dir
helfen, junger Mann?" Ich drückte ihm wortlos und
schüchtern meinen Zettel in die Hand. Er laß ihn kurz und
sagte: "Da hast Du Dir ja einen Nummer 1 Hit ausgesucht. Das
ist zur Zeit der Renner." Plötzlich war meine
Schüchternheit wie verflogen. Ich fragte den Verkäufer, ob er
den Song auch gut fand. Er sagte: "Na klar, denn da ist
mächtig Bumms drin." Ich lachte, ich konnte mir denken was
er meinte: Den Synthesizer-Bass von Phil Pickett, einer der
beiden Nickelodeon-Spieler. Dann kam der große Moment, er ging
zum Regal, holte die Single und gab sie mir. Zum ersten mal sah
ich die Jungs, die mich seit Wochen in akkustische Extase
versetzten. (Um es einmal mit den Worten eines mittlerweile
35-jährigen auszudrücken)!
Und auf Anhieb gefiel mir unser "Meister" Georg Kajanus
am besten, dessen Kapitänsoutfit ich total klasse fand. Dicht
gefolgt von Phil Pickett, weil er auf dem
"Champagne"-Cover so keckt zur Seite grinste. Wenn ich
zu diesem Zeitpunkt nicht schon Fan von Piratenfilmen, Kapitänen
und Schiffen gewesen wäre, spätestens jetzt wäre ich es
gewesen.
Ich glaube es erübrigt sich zu sagen, dass ich den Song nun
jeden Tag mehrmals hörte. Zu der B-Seite "Panama" sei
jedoch hinzugefügt, dass mir dieses Lied nicht auf Anhieb
gefiel. Es war ja auch ein ganz anderer Stil. Aber je öfter ich
"Panama" hörte, um so mehr gefiel es mir im Laufe der
Zeit.
Wie befinden uns im
Frühherbst (Spätsommer) 1976:
Ich hielt mich auf der Kirmes, bei meinem damaligen
Lieblingskarussell ("Hully Gully") auf und verfuhr mein
ganzes Taschengeld. Als es alle war, begnügte ich mich damit,
dem Karussell zuzusehen und gleichzeitig Musik zu hören.
Plötzlich ertönten die ersten Takte zu einem neuen Song, dann
setzte Phils gnadenlos stampfender Bass-Synthesizer vom
Nickelodeon sin, und es durchzuckte mich wie ein Blitz. Das kam
mir bekannt vor (sehr bekannt!), aber ich wusste nicht mehr, wann
und wo ich ähnliche Klänge schonmal gehört hatte Dazu sei
erwähnt, dass ich seit Mitte bis Ende Juni "A Glass Of
Champagne" nicht bzw. kaum noch gehört hatte. Und nun...
diese Steigerung. Ich liebte dieses Lied abgöttisch, noch mehr
wie "Champagne". Daran hat sich bis heute nichts
geändert!!! Doch damals schöpfte ich noch keinen Verdacht. Da
es im Radio bisher nicht zu hören war, rannte ich jeden Tag zum
Hully Gully und lauschte diesem genialen, unverwechselbaren
Sound. Jedes mal wenn ich zum Kassenhäuschen durchkommen wollte,
hatte ich Probleme, was jedes Kind hat, mit kleiner Größe
Menschenmassen zu überwinden. Am Ende der Woche war dann die
Kirmes zu Ende.
Eines Tages ging ich durch "Horten" zur
Plattenabteilung und fand eine neue Single von SAILOR. Ich dachte
mir: Du hast 5 oder 6 DM gespart für solche Gelegenheiten. Ich
kaufte sie blind. Zu Hause angekommen legte ich sofort die Single
auf die neue Stereoanlage mmeines Vaters und.... bekam fast einen
Herzinfarkt, es war dieser Song von der Kirmes - "Stiletto
Heels". Sie hatten "Champagne" noch getoppt. Von
diesem Tag an waren sie für mich die Band. Ja... und bis
zum heutigen Tag ist "Stiletto Heels" der SAILOR Song
überhaupt. Ich rannte zu meiner Mutter in die Küche und fiel
ihr um den Hals und rief immer nur: "Das ist es, das ist es,
das ist es...!" Meine Mutter: "Das Lied vom Hully
Gully?" Ich: "Ja, juhu!".......
Weinhachnten kam, dies war der Anlass für meine Eltern, mich mit
dem Geschenk des Jahres zu beglücken. Unter dem Weihnachtsbaum
lag mein erstes SAILOR Album, die unerreichte "The Third
Step" - in der Variation der Zeitschrift "Bunte".
Ich hörte sie den ganzen Frühling 1977, und ich entdeckte die
unglaubliche musikalische Bandbreite der Band. Ich meirkte, dass
mir nicht nur die Songs im "A Glass Of Champagne"- und
"Stiletto Heels"-Stil gefielen. Ganz witzig: Bei
"Two Ladies On the Corner" musste ich an alte
schwarz-weiß Filme mit Gene Kelly, Fred Astaire und Ginger
Rogers denken, wo die Jungs als Musical-Stars mit Frack und
Gehstock und "winkenden" Zylindern über die Leinwand
tanzten. Einfach klasse. Bei "Hanna" stellte ich mir
die Jungs aud einem Segelschiff in voller Tracht vor. Mit Kurs
auf Santiago.
So, meine lieben Weggefährten (Karsten - Cap K und Katrin - Marinero), die ich hiermit ganz herzlich grüßen möchte. Ich hoffe, meine Story hat ein wenig zur Unterhaltung und zum Schmunzeln beigetragen.
Andreas Boose (the old-fashioned dreamer) ©
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29. Mai 2004... Andreas besucht die MARINERO-Crew in Kassel und bekommt SAILORs Original Charango, die er bei der SAILOR Auktion erstanden hat:
SAILOR in Egmond aan Zee (Holland) 20. November 2004...
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Letztes Update: 12. November 2006