Sammelalbum
1976


Pete trifft Grant Serpell von SAILOR
Volldampf voraus für SAILOR!

Grant Serpell, der Schlagzeuger von SAILOR, kommt nicht mit der glitzernden Art an wie manch andere Stars. Er ist ruhig, gut erzogen und sieht beinahe gewöhnlich aus! Man wird ihn bestimmt noch mit hohen Platteauschuhen oder in paillettenbestückter Kleidung sehen!
An dem Tag als wir uns trafen, war er adrett, mehr als auffällig gekleidet, und er schien sich mehr Sorgen darüber zu machen, dass ein Verkehrspolizist sein Auto neben einer abgelaufenen Parkuhr finden könnte, als darüber, wie gut es gerade für die Aufnahmen der Gruppe lief!
SAILOR sind, wie Ihr vielleicht bemerkt habt, sehr schnell an ihre momentane Position in der Musikwelt geschossen. An einem Tag waren sie nur eine von vielen Bands, die durch das Land tourte - und ihre nächste Single, "Glass Of Champagne," bedrohte "Bohemian Rhapsody's" Platz ganz oben in den Single Charts.
Grant scheint unbeeindruckt von all dem - doch immerhin, soweit es ihn betrifft, kam der Erfolg nicht über Nacht! "Als ich ein Musiker wurde," sagt er, "gab ich mir selbst zwei Jahre, um den Durchbruch zu schaffen. Das war vor sieben Jahren!" Er grinst ironisch - typischer trockener Humor, wie man ihn von einem SAILOR erwarten kann.
Grant musste tatsächlich nicht wirklich durch all die harten Zeiten eines Musikers gehen, denn er war gut ausgebildet und konnte sich ein gutes Leben durch Arbeit leisten, die ihm wahrscheinlich noch mehr Geld eingebracht hätten. Aber Musik war sein größtes Interesse, und er hoffte immer, dass er eines Tages ein Star werden würde!
Nachdem er auf der St. Clement Danes Grammar School war, ging Grant an die Sussex University und studierte Chemie, und bekam einen mittelmäßigen Abschluss in dem Fach. "Der Grund weshalb ich nur eine drei bekam," sagt er, "war, weil ich so viel spielte anstatt zu studieren!"
Nach der Universität bekam er einen Job in einer Computerfirma und blieb dort für dreieinhalb Jahre. Damals spielte er außerdem in einer Jazz-Rock Band namens Affinity, kam gegen sechs Uhr morgens nach Hause und musste dann um neun wieder aufstehen, um an die Arbeit zu gehen. "Irgendwann wurde es zu viel," sagt Grant, "also verließ ich meinen Job und ging stattdessen in Vollzeit zur Band."
Nach Affinity wirkte Grant für eine Weile an einigen anderen Musikprojekten mit. Aber dann, in 1973, traf er Georg Kajanus, Phil Pickett und Henry Marsh - und zusammen gründeten sie SAILOR. Und seitdem ist das der Mittelpunkt seines ganzen Lebens.
"Es dauerte eine Weile, bis wir uns für einen Namen entschieden hatten," sagt Grant". "Zuerst dachten wir an alle möglichen seltsamen Sachen wie Psycho Funk und K.P. Packet, aber schließlich entschieden wir uns für SAILOR."
Die Gruppe beschloss, dass sie, wenn sie schon SAILOR hießen, auch so aussehen sollten, und so trugen sie, in den frühen Tagen, alle identische Matrosenanzüge auf der Bühne. Ihr erstes Album, "Sailor" wurde veröffentlicht, und, obwohl es hier im Land nicht viel bewegte, war es ein großer Hit in Holland - ebenso wie ihre erste Single, "Traffic Jam."
"Ich denke nicht, dass irgendeiner von uns jemals aussah wie ein Musiker," sagt Grant. "Vor SAILOR hatte ich lange Haare, aber wir beschlossen, dass eine Gruppe namens SAILOR, die sich wie Matrosen anzog, mit langen Haaren schrecklich aussehen würde. Allerdings hing ich schon immer etwas hinterher, was Mode betrifft!"
Ende des letzten Jahres hatte die band dann keine Lust mehr auf ihre Matrosenanzüge, also dachten sie nochmal nach und entschieden sich für die aktuellen, individuelleren Bühnenoutfits. Und passend zum neuen Image veröffentlichten sie das neue Album, "Trouble," und die Single, "Glass Of Champagne."
"Als wir zum ersten mal zusammen kamen waren wir alle beeindruckt von der Musik, die Georg schrieb, " sagt Grant, "und so entschieden wir, dass wir diese Musik auch spielen sollten. Einige Leute sagen, dass 'Glass Of Champagne' ein bisschen wie Roxy Music klingt, aber es sind trotzdem wir. Ich denke unser Sound ist einzigartig."
Einer der Gründe, weshalb der Sound so anders ist, ist dass die Gruppe ganz andere Instrumente anstatt der gewöhnlichen Gitarren und Pianos benutzt - das Nickelodeon, was ein großes, Orgel-ähnliches Instrument, dass Ihr vielleicht bei "Top of the Pops" gesehen habt. Es braucht zwei Leute, die daran spielen - Henry spielt eine Seite, Phil die andere!
Über die anderen Mitglieder der Gruppe sagt Grant: "Georg (der Lead-Sänger) ist sehr ruhig, Henry (der Blonde, der diesen hellen Anzug trägt) ist der Lustige. Phil ist auch ganz lustig - wir sind alle sehr gerne zusammen."
Wenn er nicht arbeitet, findet man Grant meistens bei friedlicheren Tätigkeiten - entweder beim Angeln oder beim Golf. "Ich spiele Golf in dem Club in der Nähe meines Hauses mit dem Schlagzeuger von Engelbert Humperdinck," sagt er mir. "Die Leute im Club kennen uns inzwischen, so dass sie uns nicht für seltsam halten. Aber ich denke sie glauben immer noch, dass Musiker irgendwie anders sind!"
Zu Hause bedeutet für Grant Berkshire, wo er mit seiner Frau Michelle, einer Lehrerin, und seinen zwei Kindern Charlotte und Edmund lebt. Ihr Haus ist in der Nähe eines Flusses, und Grant sagt, es ist leicht zu erkennen, weil es ein Bad im Vorgarten hat. Ich weiß nicht warum, aber er hat es gesagt, also muss es wahr sein!
Und nun hat er endlich Erfolg, nach sieben Jahren des Versuchens, und Grant gibt zu, dass es ihm Spaß macht - aber es hat seine Einstellung zum Leben trotzdem nicht verändert. "Ich möchte keinen Ruhm," sagt er. "Ich lehne mich lieber zurück. Ich denke man sollte immer etwas haben, das man erreichen möchte, denn Deine Ziele machen das Leben erst interessant."
Und eines der aktuellen Ziele der Gruppe ist der Durchbruch in Amerika. Als ich Grant traf, erzählte er mit, dass sie kurz vor dem Aufbruch zu ihren ersten Auftritten in den Staaten waren.
"Ich freue mich sehr darauf," sagt er. "Wir sind dort mehr oder weniger unbekannt, also wird es aufregend, dort zum ersten mal zu sein und herauszufinden, was sie von uns denken!"
Aber egal wie SAILOR den Amerikanern gefällt, Grant sagt, er wird immer noch gerne zurück nach Hause kommen - und zu seinem gewöhnlichen, ruhigen Leben hier in Großbritannien!

Vielen Dank an Linda Welch (UK)!


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