Sammelalbum
1977


SAILOR: Mit Phil geht's wieder aufwärts

Vor ein paar Wochen noch kämpften SAILOR ums nackte Überleben. Mit letzter Verzweiflung produzierte die Gruppe zu dritt ihr Album "Checkpoint" und die Single "Down By The Docks". Doch beide Scheiben konnten nicht an alte Erfolge wie "Girls, Girls, Girls" und "A Glass Of Champagne" anknüpfen. Jetzt aber haben die Seemänner wieder frischen Wind in den Segeln.

Dichte und düstere Wolkenpakete ballen sich über der Stadt. Schon den ganzen Tag prasselt ein Regenschauer nach dem anderen herab. Doch im Konferenz­raum der Plattenfirma in London's Westend geht an diesem Nachmittag die Sonne auf. "Jetzt können wir endlich wieder in die Hitparaden starten! "jubelt Georg Kajanus: SAILOR feiern die Rückkehr ihres verlorenen Sohnes - Nickelodeonspieler Phil Pickett hat soeben seinen Wiedereinstieg bei der Gruppe verkündet. "Unser heutiges Treffen zeigt mir, dass ich immer noch zu euch gehöre. Wenn ihr wollt, bin ich ab sofort wieder dabei!" sagte Phil plötzlich. Und Georg, Henry und Grant brachten vor lauter Verblüffung kein Wort hervor. Aber dann knallten die Sektkorken und die Freunde lagen sich strahlend in den Armen.
POPFOTO hat in den letzten Heften ausführlich über Phil's plötzlichen Weggang und die anschließende Krise von SAILOR berichtet. Zuerst gab's Krach mit den Managern, die über Nacht sämtliche Bankkonten der Musiker sperrten. Phil hatte nicht einmal genügend Geld, um per Zug von Cornwall (Südwestengland) nach London zu kommen - da platzte dem SAILOR der Kragen und die Gruppe stand ohne ihn da. Weil auch ihr Roadie kein Geld mehr bekam, verkaufte er die noch nicht einmal bezahlte Verstärkeranlage und verschwand mit den Moneten nach Australien. Zwar half die Plattenfirma den übrigen drei mit einer Finanzspritze wieder auf die Beine, forderte aber dafür im Gegenzug eine neue LP. Völlig entnervt gingen sie ins Studio. Kein Wunder, dass "Checkpoint" Schwächen und Konzeptionslosigkeit aufweist, wie man sie sonst von SAILOR nicht kennt.
Phil bastelte indes an seiner Solokarriere. "Ich habe viel komponiert und arrangiert und dabei einen völlig neuen Stil entdeckt, der ganz anders ist als die Musik von SAILOR. Vor allem habe ich endlich wieder zu mir selbst gefunden. Dann kriegte ich auch noch einen Plattenvertrag und alles schien so zu laufen, wie es geplant war. Bis mich gestern die anderen anriefen und von ihrer Zukunft erzählten, dass sie jetzt einen neuen Manager hätten und dass eben alles besser werden würde. Als wir vor zwei Stunden in den Fahrstuhl stiegen und dann gemeinsam zur Plattenfirma gingen, wurde mir plötzlich immer klarer, dass ich ohne die Gruppe einfach nicht leben kann."
Henry lacht und stimmt ihm ihm zu: "Ohne dich hat auch alles nur halb so viel Spaß gemacht!" Phil erzählt weiter: "Und schließlich war da noch immer dieses verdammte Schuldgefühl den anderen gegenüber. Wir haben uns immer gut verstanden und abgehauen bin ich nur wegen der Manager. Ich hatte damals einfach von den vielen Problemen die Schnauze gestrichen voll. Wenn man einige brauchbare Hits abgeliefert hat und hinterher kaum eine Mark sieht, dann kriegt man zwangsläufig Existenzangst und meint, in der Sackgasse zu sein."
Wird sich jetzt etwas bei SAILOR ändern? Georg Kajanus: "Wir wollen zunächst zu unserer alten musikalischen Form zurückfinden. Und dann werden SAILOR künftig auch Songs spielen, die von Phil stammen."
Diese Stücke will die Gruppe nun fleißig üben. Henry Marsh gesteht indes: "Auf keinen Fall werden wir wieder eine Single wie "Down By The Docks' aufnehmen. Die Scheibe war zwar gut produziert, kam aber unseren musikalischen Vorstellungen überhaupt nicht nahe. Dieser Discosound war ein schlichter Akt von musikalischer Verzweifelung. Es sollte ein Hit werden und landete nur mit Mühe auf den unteren Plätzen der Verkaufslisten."
Und wann werden SAILOR wieder auf Tournee gehen? "Wir könnten zwar sofort wieder auf die Bühne, aber wir wollen nicht, dass die Fans unseren Namen mit einem misslungenen Popkonzert verbinden. Momentan basteln wir noch an einer neuen Show", verrät Georg. Deshalb auch wurden alle Termine einer Deutschlandreise abgesagt, die ursprünglich in diesem Monat stattfinden sollte. Deshalb auch wird man SAILOR einstweilen sowohl in England als auch bei uns nur im Fernsehen bewundern können.
Ihre deutschen Fans haben SAILOR im großen Wirbel aber nicht vergessen: "Für den April hat unser neuer Manager eine Deutschlandtournee geplant. Vorher sind wir wieder im Studio, um eine neue LP aufzunehmen. Und darauf werden SAILOR besser denn je sein!" versprechen die Vier.


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