Sammelalbum
1977


Vier ältere Herren und ihre "Girls, Girls, Girls"

In Amerika waren die Konzerte nicht so erfolgreich wie erhofft. "Dort sind wir noch zu unbekannt", erkannte Grant Serpell (32), Schlagzeuger von SAILOR, selbstkritisch. Aber in Deutschland, da gab es auf der ersten Tournee der Gruppe Ende vergangenen Jahres nur ausverkaufte Hallen. Vorwiegend Teenybopper jubelten lautstark - teilweise sind sie noch so jung, dass sie von ihren Müttern begleitet werden mussten. Das Publikum von SAILOR liegt in derselben Altersklasse wie die Fans der Bay City Rolers. Der Unterschied: BCR sind selbst noch einigermaßen jung, während es sich bei SAILOR um gestandene Mannsbilder im Piratenlook handelt. "Wir sind durchschnittlich 30 Jahre alt", erzählt Grant, "sind alle verheiratet und haben kurze Haare." Und wenn vier ältere Herren ihre "Girls, Girls, Girls" besingen, dann mag man ihnen dabei nur die lautersten Absichten unterstellen.
Tagesschlager haben SAILOR innerhalb von zwei Jahren berühmt gemacht. Besteht da nicht die Gefahr, dass dieser Ruhm auch über Nacht wieder verblasst? "Nein", meint Grant, "wir haben ein großes musikalisches Reservoir."
Zugegeben - die Melodien sind simpel und nach einschlägigem Mitklatsch-Hitparadenmuster gestrickt. Was die vier aus England jedoch vom Schlager-Eintopf abhebt, sind Arrangement und Instrumentierung.
Der instrumentale Sound wird durch das Nickelodeon bestimmt. "Das ist ein von uns konstruiertes Tasteninstrument", erklärt Phil Pickett, "das den Klang eines normalen Pianos mit dem einer Drehorgel verbindet. Im Grunde ist es ein vollelektronisches Set mit zwei Sechs-Oktaven-Pianos, zwei verschiedenen ARP-Synthesizern, einem elektronischen Glockenspiel und noch einigem mehr."
SAILOR ist eine der wenigen Gruppen, die sich nicht in ihr Konzept hineinreden lässt. Bühnenshow (südamerikanische Palmenstimmung), Songs (meist selbst geschrieben) und Produktion (Tournee selbst finanziert) - alles hat SAILOR selbst in die Hand genommen. "Unser Erfolg kommt eben nicht von ungefähr...", schmunzelt Grant.

Die Texte unter den Bildern:
Musik, die sich in keine herkömmliche Kategorie pressen lässt: Musette-Walzer und Folklore aus der Karibik, Drehorgel-Sound und Boogie sind miteinander verschmolzen. Georg Kajanus spielt auf unserem Bild Ukulele, rechts Grant Serpell mit einem Teil seiner Schlagzeug-Gallerie.
Phil Pickett (links) bearbeitet die "schwangere" Gitarre. Henry Marsh, der das Tun der SAILORs kommentiert (und natürlich auch musiziert).

Vielen Dank an Janette Herlinger (Wuppertal, Deutschland)!


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