Phil Pickett

19. November 1946

 

News 04. Juli 2015:

Phil Pickett - In guter Gesellschaft
The Society Of Distinguished Songwriters

Phil ist begeistert und erfreut darüber, dass er vor Kurzem eingeladen wurde, ein Mitglied der angesehensten Songschreiber-Gesellschaft der Welt, The Society Of Distinguished Songwriters - oder auch “SODS” wie sie gemein hin genannt werden - zu werden, wobei er durch Komponisten-Legenden in die Gruppe gewählt wurde wie u.a. Sir Tim Rice, Justin Hayward, Mike Batt, Gary Barlow, Graham Goldman, Don Black, Bjorn Ulvaeus und Gary Kemp, um nur ein paar zu nennen.

Glückwunsch PP !!!

Zusätzlich zu diesen tollen Neuigkeiten würden wir auch gern ein paar von Phils Fotos mit euch teilen, die in der Nacht seiner Einführung in die SODS-Gesellschaft aufgenommen wurden. Ihr findet sie auf der News-Seite.


Die Legende... aus der offiziellen SAILOR Fanclub Biographie:
Philip Pickett, geboren in Deutschland, wo sein Vater als Pilot der Royal Airforce diente, wuchs in Birmingham/England auf. Nach dem Abschluss der Schule studierte er die Schauspielerei und bereiste die Welt. Im 20. Jahrhundert hat sich die romantische Rolle des Troubadours nicht nur bei Musikern, sondern auch bei Schauspielern eingebürgert. Pickett, wie alle Schauspieler, zog in Masken und Verkleidungen durch die Welt, spielte dramatische wie auch komische Rollen, auf kleinen Bühnen und großen Amphitheatern, überall in Europa und sogar in Amerika.
1969 tourte Pickett mit O'Neills "Lazarus Laughed" über die britischen Inseln, durch die Niederlande und nach Paris, dem Herzen Europas. Das Stück wurde zwei Wochen lang im "American Cultural Centre" der Rue Dragon aufgeführt, nur einen Steinwurf entfernt vom "Cafe de Matelot". Eines Abends kam Pickett mit einem Freund ins "Matelot" und fand sich plötzlich auf der Bühne wieder, wo er einige Szenen zum Besten gab und sich als Keyboardspieler betätigte. Georg Kajanus, damals der "Senior" von SAILOR, gefiel, was Pickett darbot und überredete ihn zum Bleiben. Pickett verließ die Schauspiel­truppe und blieb in Paris, bis das Cafe nach dem Feuer 1970 geschlossen wurde.
Nach dem Ende von SAILOR trieb es Pickett wieder auf die Straße. Im Juli 1970 schrieb er sich an der Joan-Baez-Schule für Gewaltlosigkeit ein. Ein Jahr später erhielt er den Einberufungsbefehl der U.S. Army. Klugerweise entschied er sich zur Landesflucht, verließ Kalifornien und zog ostwärts.
Bald fand er sich in New Orleans wieder. "Ich kam per Anhalter aus St. Louis und wurde am Flughafen von einem Typen in einem "Hertz"-Auto rausgeschmissen. Ich stiefelte in einen Kaffeeladen und war schon fast wieder draußen, als ich plötzlich Georg dort sitzen sah." Die beiden Freunde kehrten zurück in Georgs Heimat Mexiko City. Pickett war sich immer noch nicht sicher, was er eigentlich tun sollte. "Ich brauchte Zeit und Privatsphäre. Ich denke, ich war ein wenig zu einem Einzelgänger geworden."
Er zog sich in die Abgeschiedenheit Cornwalls zurück, wo seine Familie ein restauriertes altes Windmühlen-Haus aus dem 16. Jahrhundert besaß. Dort begann er, antike Musikinstrumente zu reparieren. Von Zeit zu Zeit konnte man ihn in London treffen, wo er alte Freunde traf, um mit ihnen gelegentlich ein bisschen Musik zu machen. "Ich spielte wohl noch immer eine Rolle, aber die Einsamkeit Cornwalls wirkte wie Medizin, die ich auch bitter nötig hatte. Doch sie heilte mich schließlich."
Pickett wurde von Steve Morris von der Edwin H. Morris Company angesprochen, bei der Suche nach den anderen SAILOR-Musikern zu helfen, um eine einmalige Session zu organisieren. "Ich war natürlich sehr erfreut. Mir wurde klar, welch einflussreiche Rolle SAILOR gespielt hatte", sagt Pickett, "aber ich wollte nicht schon wieder diese Star-Nummer abziehen. Ein ruhiges Plätzchen für meine Arbeit war alles, was ich wollte. Musik mochte noch immer mein Leben sein, aber es bedeutete nicht, dass ich ein Leben im Musikbusiness wollte. Das war alles."


Und hier ist die wahre Geschichte...

mit besonderem Dank an James McCarraher:

Es war unumgänglich, dass Phil Pickett sein Leben der Musik verpflichten würde, besonders mit Blick auf die beachtlichen Talente seines Vaters, Jazz Pianist Philip George Pickett.
Phil Stuart Pickett wurde in Münster (Deutschland) am 19. November 1946 geboren. Der frühe Tod seines Vaters, der während des Krieges RAF Pilot war, bei einem tragischen Flugunfall einen Tag vor seinem 27. Geburtstag in Afrika bedeutete, dass Phil und seine Mutter Eileen in düstere Aussichten eines Englands in 1950 zurückkehren mussten, dass sich noch vom Krieg erholte, und noch bevor es eine Art von Witwenrente für die Hinterbliebenen von RAF Piloten und deren Kinder gab. Trotzdem schien die Stärke von Phils Mutter in Zeiten von Stress zusammen mit ihrem attraktiven Aussehen weiter, und mit einem anständigen Gewinn aus Football-Wetten kaufte sie dem jungen Phil ein branneues Klavier, und der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte!
Phils frühe musikalische Einflüsse beinhalteten Steve Winwood und die Rolling Stones, die die Inspiration hinter seiner ersten Band, Blues Unit, waren.
Phil lernte das Bäckerhandwerk, bekam seine Green Card und schiffte in Amerika ein auf einer Reise der Selbstfindung, die in San Francisco endete, wo er sich an der Joan Baez School for Non Violence einschrieb. Der Einberufungsbefehl nach Saigon beschleunigte Phils Rückkehr ins UK, aber nicht bevor er seinen Helden traf, Duke Ellington, der ihn dazu drängte "Geh nach Hause Phil und schreib deine Musik."
Phil beachtete diesen Rat und zog von seiner Heimat, den Midlands, nach London und arbeitete in der Welt der Verleger, die ihn zu Musiker Georg Kajanus (oder Hultgreen, wie er damals hieß) brachte. Zusammen gründeten sie Kajanus/Pickett und nahmen ihr kritisch gefeiertes aber kommerziell unerfolgreiches Album, "Hi Ho Silver" auf.
Nach ihrer Trennung reformierten sie sich später als KP Packet und rekrutierten Henry Marsh und Grant Serpell, bevor sie den SAILOR Namen und Sound annahmen.
Nach dem Ende von SAILOR in 1979 gründete Phil eine aufpolierte Band (im Original sollten sie The Private Eyes heißen), die Henry und die neuen Rekruten Gavin und Ginny David beinhaltete. Sie reisten nach Amerika und nahmen zwei Alben auf; "Dressed for Drowning" und "TV Land", beide unter der Leitung des legendären Chicago Managers und Produzenten James William Guercio.
Die Band trennte sich und Phil nahm eine Reihe von Session-Jobs an, unter anderem arbeitete er auch mit Culture Club. Er fand sich schon bald als Co-Komponist vieler ihrer Songs wieder, unter anderem ihrer Smash-Hits "Karma Chameleon" und "It’s A Miracle".
Phil brachte SAILOR in den späten Achtzigern wieder zusammen und spielt immer noch Bass-Nickelodeon. SAILOR spielen regelmäßig vor 300.000 Leuten pro Jahr.
© James McCarraher 2004.

Eine volle detaillierte Version ist im Buch "A Glass Of Champagne – The Official Sailor Story" verfügbar.


Fanclub Brief an die Fans
November 1991

Liebe SAILOR-Club Mitglieder,
vielen, vielen Dank für euer interkesse - und eure zuschritten. es ist phantastisch und ein "Riesenknüller" für uns, dass es nach so langer zeit da draußen immer noch so viele treue Fans gibt! ich fühle mich sehr geehrt dadurch, dass ihr die band und unsere Musik noch immer mögt.
Nun, wo fange ich an? 12 Jahre sind eine lange Zeit, aber in meinem Fall war es eher eine Achterbahnfahrt. Es ging hoch und höher und manchmal nach unten. (Niemand hat jemals gesagt, Musiker sei ein krisenfester Job!).
Glücklicherweise lebe ich jedoch immer noch mit den mir liebsten Menschen, Ann, die mir vor Kurzem einen weiteren Sohn geschenkt hat - Harry (3 Monate) - er ist wunderbar - ebenso wie Gus (11 Jahre) und Jack (15 Jahre). Offensichtlich habe ich zeit für so etwas gefunden. schaue ich jedoch auf meine Aktivitäten während der "verlorenen 12 Jahre" zurück, kann ich mich nur wundern, wie oder wann !!!! während dieser zeit (bevor ich wieder ganz in den SAILOR-Kreis zurückkam) war es mir vergönnt, mit einigen sehr talentierten Musikern, Helden und Schurken, Co-Schreibern und großen Künstlern zu arbeiten, als da wären Paul McCartney, Boy George und Culture Club, Malcolm McLaren, Joe Cocker, Jeff Beck, Hugh Masekela, John Lodge, Musical Youth, usw. usw., um nur ein paar zu nennen.
Nach SAILOR, zusammen mit Henry und neuen Leuten an Bord, Gavin und Ginny David, nahm ich zwei Alben auf der Caribou Ranch USA, 8O-81 auf, "Dressed For Drowning" und "TV-Land". Diese wurden produziert von dem legendären James Wiliam Guercio, berühmt durch Chicago-, Blood Sweat and Tears und die Beach Boys.
Obwohl wir anfangs nicht darauf bestanden, den Namen SAILOR zu führen, wurden wir dazu beschwatzt durch einen großen Fan der band - und den kopf von CBS, Dick Asher. diese aufnahmen, obwohl erfolgreich bei den Kritikern, waren keine Hits, gaben mir aber auftrieb als Songschreiber durch einen Titel, der von Sheena Easton aufgenommen wurde.... "Don't Send Flowers" erschien auf ihrem großartigen Debütalbum.
Zurück in England kam ich zu der bis dahin unbekannten band Culture Club, blieb als Keyboardspieler für all ihre Schallplatten und Tourneen während ihrer gesamten Karriere dabei. Vom Erscheinen von "Do You Really Want To Hurt Me?" bis zur Auflösung der band. während dieser zeit war ich als Co-Schreiber beteiligt an "Karma Chameleon", "It's A Miracle", zusammen mit vielen anderen Songs. diejenigen von euch, die mit wohlklingenden tönen vertraut sind, werden mich als Background-Stimme mit George zusammen auf fast allen Culture Club Platten gehört haben. (Warum singe ich eigentlich immer den Background für Sänger namens George!?) Wie auch immer, das hat alles viel Spaß gemacht. Das beste war natürlich, Co-Schreiber eines Songs zu sein, der dann ein Nummer-1 Hit in der ganzen Welt wurde.
Während der 80er arbeitete ich an vielen Hollywood-Filmsoundtracks und Songs mit, wie z.B. "Lost Boys", "White Nights", Top Secret" und "Electric Dreams". Des weiteren komponierte und arrangierte ich das offizielle ITV Olympia Thema 1984 (auch Solo-Single).
Nach dem Ende von Culture Club wurde ich von Paul McCartney gebeten, an seinem Album "Diamonds In The Dirt" und der Single "P.S. Love Me Do" mitzuarbeiten. Darüber hinaus spielte ich piano auf der Duane Eddy Single "Rockestra" in 1988 mit Paul und Ringo Starr. Dies war einer der großen "Glanzpunkte meiner Karriere, ebenso wie die Arbeit als Produzent für Jeff Becks erstklassiges Gitarrenspiel auf Malcolm McLarens "Walzt" Album, auch in 1988. ich war als Co-Schreiber und Arrangeur für drei Songs auf diesem Album tätig.
Das Spannendste jedoch ist es, wieder zurück bei den anderen zu sein, um wieder mit ihnen zu spielen - es gibt nichts vergleichbares zu der magischen Chemie von SAILOR - zuerst 1973 von Georg, Grant & Henry gegründet, und jetzt stramm auf dem weg in die 90er .... wieder voll da!
Nun, das war's, oder jedenfalls ein Teil davon. Ich habe mit Sicherheit vieles nicht erwähnt - es ist nicht genug Platz! Dafür weiß ich dann wenigstens, worüber ich im nächsten SAILOR-Club Newsletter schreiben kann!

Lots of love,
Phil Pickett



Vielen Dank an Phil Pickett!!

Das große Interview
Ein Einblick in den Geist eines Songwriters
Phil Pickett co-komponierte Karma Chameleon für Culture Club und gründete die 1970er Band SAILOR. Hier spricht er mit Fiona Tarrant über das Schreiben von Musicals und den Umzug nach Oxford
Januar 2000

PHIL PICKETT glaubt an Schicksal. "Erfolg kommt oft durch die Tür an deiner linken Seite anstatt durch die, vor der du gerade stehst. Man weiß nie was hinter der nächsten Ecke ist," sagt er.
Der erfolgreiche Songschreiber, der die Musik für Culture Clubs größten Hit Karma Chameleon in den 1980ern geschrieben hat, weiß wovon er spricht.
Phil, 52, ein sanfter und ruhig sprechender Mann, hat mit den Größten aller Zeiten im Musikgeschäft gearbeitet und bleibt dennoch erfrischend unberührt von den Jahren auf der Überholspur der Musik.
Aber nun erfährt seine Karriere einen neuen Schwung und eine neue Richtung durch den Start seines allerersten Musicals im West End.
Doch vor 18 Monaten war der Gedanke an solch ein Abenteuer nicht mehr als ein Traum für Phil, der gerade erst mit seiner Frau Ann und ihren drei Söhnen von Gloucestershire nach Oxford gezogen ist..
"Ich machte dieses klassische Musiker-Ding - zog von London weg, kaufte ein Landhaus um die Kinder in einer netten Umgebung großzuziehen und fand schließlich heraus, dass das abgeschiedene Leben doch nichts für uns war," erklärt er.
Phil hat sein Londoner Studio in 1994 an AC/DC verkauft und begann sich zu fragen, ob dies der richtige Schritt war.
Als die Kinder größer wurden - Jack ist 23, Gus 19 und Harry acht - fragten sich die Picketts, ob Gloucestershire nicht doch ein bisschen zu weit weg von London war.
Abgesehen von einem Nummer-Eins-Hit in Irland mit Brian Kennedy und einem Reggae Hit in Jamaica hat das Songschreiben einen unfruchtbares Gebiet erreicht. "Oder in meinem Fall ein Gebiet in einem sehr feuchten Teil Englands," lacht Phil.
Als Komponist hat Phil mit den Besten gearbeitet, und als Musiker war er über die Jahre bei einigen der erfolgreichsten Bands.
Dies ist ein Mann, der sozusagen ständig bei Top Of The Pops mit der Band zu Gast war, die er in den frühen 70ern gegründet hat: SAILOR.
Aber sein wohl erfolgreichste Mitarbeit war die bei Culture Club. Er schrieb die Musik sowohl für Church Of The Poison Mind als auch den großen Hit Karma Chameleon und tourte mit der Band durch die ganze Welt.
Er hat mit BA Robertson, Robbie Williams, Take That, Van Morrison, Sheena Easton, Phil Ramone ... gearbeitet. Die Liste geht noch weiter.
Aber der Umzug auf's Land bedeutete abgesehen von seinen Übersee-Tourneen mit SAILOR (die Band ist immer noch extrem erfolgreich in Europa), dass er nicht mehr an der vordersten Linie war.
Und dann, als er es am wenigsten erwartete, kreuzte ein neuer Karriere-Pfad Phils Weg.
"Ich stand am Gleis der Oxford Railway Station und dachte darüber nach, was mit meinem Songschreiben passieren würde," erklärt Phil. "Plötzlich tippte mir dieser Kerl auf die Schulterm und mir fiel wieder ein, dass es jemand war, den ich auf einer Dinner Party getroffen hatte."
"Der Zug kam nicht, und er fragte, ob er mich nach London in seinem Auto mitnehmen könnte. Er wusste, dass ich im Musikgeschäft war und fragte, ob ich vielleicht jemand kannte, der drei Original Musicals für die Rank Organisation als Teil einer £150 Millionen Erneuerung der Butlins Ferienressorts schreiben könnte. Rank wollte Shows in Top Qualität für die Gäste und fragte sich, ob ich jemanden kannte, der dabei helfen könnte."
Er war niemals jemand, der sich eine Chance entgehen ließ, und so sagte Phil, dass er jemand kannte - sich selbst.
In der selben Nacht verpflichtete er einen seiner ältesten Freunde, Mit-Musiker und SAILOR Mitbegründer Henry Marsh, und ein Treffen wurde arrangiert.
Das Paar kontaktierte den talentierten, erfahrenen Regisseur und Texter David H. Bell in Amerika, der zusammen mit Henry bereits viele preisgekrönte Shows in Atlanta geschrieben hatte, und er willigte ein, die Texte zu schreiben.
Und nun zu den Shows. Patrick Nally, der Produzent der Shows, besorgte die Musical Rechte an den Comic Charakteren Casper und Spiderman. Er sicherte sich außerdem die besten West End Kostüm Designer plus Spezialeffekt-Leute und Puppenspieler, während Phil, Henry und David sich zusammensetzten und mit dem Schreiben der ersten beiden Musicals begannen.
Das Dritte, The Mask, kam ins Gespräch als Phil ein altes Plakat unter einem "prähistorischen Stapel zerrissener Filmplakate" entdeckte, und Patrick sicherte sich die Rechte.
Es dauerte ein Jahr, die drei Stücke zu schreiben, und Phil genoss jede Minute der Zusammenarbeit. Sie wurden in Butlins Feriencamps in ganz Großbritannien gezeigt - einem gesamten Publikum von 1,3 Millionen Zuschauern, und Casper The Musical schaffte es sogar ans West End.
"Ich wollte schon immer ein Musical schreiben. Ich bin damit aufgewachsen. Wir lebten in Birmingham, aber meine Mutter nahm mich regelmäßig mit nach London um dort die großen Musicals zu sehen - West Side Story, Oklahoma und so weiter," erklärt Phil.
"Sie nahm mich sogar mit hinter die Bühne und stellte mich Hal Prince vor!"
"Ich nehme an, dass all diese Musicals einen großen Einfluss auf mich und meine musikalische Karriere hatten, aber ein Musical zu schreiben war, als würde ein Traum wahr. Wir haben unsere Herzen und Seelen hineingesteckt, und das sieht man," sagt er.
Während er in der Küche des neuen Hauses steht, das er und Ann in Oxford gekauft haben, grinst Phil als er die Schwierigkeiten und die Freuden der Aufführung eines Musicals und das Schreiben der melodischen Musik beschreibt, die er immer schreiben wollte.
"BA Robertson, ein enger Freund, schickte eine Flasche Champagner und eine kleine Notiz, als Casper Premiere hatte.
Er schrieb 'wir hätten nie gedacht, dass Du den Geist einer Chance hättest...!', aber das zufällige Treffen am Bahnhof war zur rechten Zeit passiert.
Das alte Sprichwort sagt Das Leben ist das, was passiert, wenn man damit beschäftigt ist Pläne zu machen' und ich hatte nie geplant, dass es so gut funktionieren würde."
"Gespenstisch, oder?"

Die Texte unter den Fotos:
Picketts Schnipsel...

Phil Pickett war nicht zurückhaltend. Es war die fünfte Woche, die er auf Paul, den Klempner, gewartet hatte, der in seinem neuen Studio einige Arbeiten verrichten sollte. Als sein Mobiltelefon klingelte und er den Namen Paul hörte, legte er los.
"Nein, nein," sagte der Mann am Telefon, "die haben wohl den falschen Paul. Ich bin Paul McCartney."
Phils Gesicht errötet bei der Erinnerung daran, aber es schadete ihm nichts. Stattdessen bereitete dieser Vorfall die beiden auf eine enge Freundschaft vor. "Es hat auf jeden Fall das Eis gebrochen," lacht Phil.

"Ich war letztes Jahr zum Cricket-Spiel in Richard Bransons Haus eingeladen und hab ihn fertig gemacht! Er kam zu mir als ich gehen wollte und sagte 'Danke, dass du diesen Song geschrieben hast Phil, es hat uns wirklich sehr geholfen'. Ich denke er meinte, dass das Geld bei der Finanzierung des Airline-Geschäfts geholfen hat!"

"Ich war bei Culture Club seit ihrer ersten Tour. George sagte, dass sie mich bitten wollten, mit auf Tour zu kommen aber es sich nicht leisten konnten, mich zu bezahlen. Ich sagte ich käme mit, weil ich wusste, dass sie riesig werden würden und mich dann bezahlen könnten, wenn sie einen Hit hatten!
Ich schrieb erst ab dem zweiten Album Kissing To Be Clever Songs für Culture Club. George wollte einen Song schreiben, aber der Rest der Band wollte nicht mit ihm zusammen schreiben. Wir brachten Karma Chameleon in 20 Minuten auf's Papier und es war ihr größter Hit."

"Ich gründete SAILOR in den frühen 70ern. Wir sind immer noch zusammen, sehen es jetzt aber mehr als eine Art Hobby. Unser Hobby ist es, vor 70.000 Leuten im Ausland zu spielen!
Die tolle Sache ist, dass wir zu Beginn des Wochenendes rüber fliegen und dann rechtzeitig wieder zu Hause in England für's Mittagessen am Sonntag sind.
Ich weiß, dass es ein bisschen wie ein Klischee klingt, aber es gibt nichts vergleichbares zu dem Gefühl, dass man vor einem Live-Publikum bekommt. Wir haben das Touren bestimmt schon fünfmal aufgegeben, aber am Ende kommen wir doch immer wieder dazu zurück."

OBEN: Mein Kumpel Macca. Phil oben, ganz links, mit Sir Paul McCartney und Duane Eddy und den Memphis Horns, in Sir Paul's East Sussex Aufnahme-Studios in 1988.

"In den Glam-Rock 1970ern trug ich Seemanns-Anzüge. In den 1980ern schrieb und trat ich mit Culture Club auf. Nun schreibe ich für einen Geist und einen Typ mit einer schleimigen grünen Maske," lacht Phil, der rechts mit seinen SAILOR-Kumpeln abgebildet ist.
Ihre Hits beinhalten Girls Girls Girls, A Glass Of Champagne und La Cumbia.


Ein Text über Phil aus dem Programmheft von "Casper - The Musical" (Komponisten: Henry Marsh und Phil Pickett, Production Musical Director: Anthony England) 1999 / 2000:

Phil Pickett - Komponist
Der doppelte Ivor Novello Gewinner und Songschreiber Phil hat eine erfolgreiche Karriere genossen, während der er mit Berühmtheiten wie Paul McCartney, Sheena Easton, Take That, Joe Cocker, Brian Kennedy und, natürlich, Culture Club und Boy George, für den er "Karma Chameleon", einen der größten Hits aller Zeiten, schrieb, gearbeitet hat.
Zusätzlich zu seiner Arbeit mit anderen Sängern tritt Phil immer noch mit SAILOR auf und komponiert Film- und Fernseh-Soundtracks.


Interview für "Strange Days" in Japan
Januar 2001:

Das folgende Interview mit Phil Pickett wurde im Januar 2001 für das japanische Musikmagazin "Strange Days" gemacht. Phil sollte einige Fragen über die SAILOR Bandgeschichte in Verbindung mit den Wiederveröffentlichungen der beiden SAILOR Alben "Hideaway" und "Trouble" im Februar / März 2001 in Japan beantworten.
Vielen Dank Phil Pickett!!

Frage: Wir würden gerne mit der Zeit vor SAILOR beginnen, aber was hast du getan bevor du an dem Album KAJANUS/PICKETT mit Georg Kajanus gearbeitet hast (übrigens, könntest du uns bitte auch die exakte Aussprache seines Nachname sagen)?
Wie hast du Georg kennengelernt und wie habt ihr beide damit begonnen, zusammen Musik zu machen? Habt ihr beide irgendeine musikalische Ausbildung?

Phil:
Ich habe Georg zum ersten mal getroffen, als ich für Musikverleger Edwin H. Morris arbeitete, eine alte Hollywood-Familien-Firma, deren Titel "White Christmas", "Crying In The Chappel" und eine frühe Version des "Grease" Musicals umfassten. Ich war kurz zuvor nach London von Birmingham gezogen - eine große industrielle Stadt in der Mitte England, wo ich im Bäckerei-Gewerbe gearbeitet hatte und auch meine erste Band nach dem College gegründet hatte - eine R&B Formation namens "The Blues Unit".
Vom ersten Moment an, in dem ich Georgs Demoband hörte (es war meine Aufgabe, hunderte von Bändern durchzusehen, die von erwartungsfrohen Komponisten und Künstlern eingeschickt wurden), liebte ich einfach den Klang seiner Musik (und ich habe immer noch das Demo von "Say Hello"). Außerdem hatte ich die überwältigende Intuition, dass ich der ideale Musiker sein könnte, um seinen charakteristischen Sound zu komplettieren. Noch bevor wir uns je getroffen hatten überredete ich den Verleger, dass Georg ein Komponist war, den er unter Vertrag nehmen sollte.
Später, kurz nach der Veröffentlichung seiner ersten Single, hörte ich die Aufnahme in der Tony Blackburn Show auf Radio 1 und nahm all meinen Mut zusammen um Georg zu Hause anzurufen und um ein Treffen zu bitten. Georg (dessen Nachname man "Ky-ar-nus" spricht), erlaubte mir großzügig, mir die Freiheit zu nehmen, mich selbst zum Abendessen bei ihm zu Hause einzuladen. In einer sehr charmanten Art ging er auf meinen Enthusiasmus ein und stimmte zu, einen komplett Fremden an seinem Esstisch zu unterhalten, darüber hinaus noch einen Fremden, der darauf bestand, dass sie zusammen Musik machen sollten!
Man kann sagen, dass ich noch nie zuvor jemand wie Georg getroffen hatte und sofort von seiner einnehmenden Präsenz und seiner exotischen Vergangenheit beeindruckt war, auch von der Tatsache, dass er Norweger mit russischen Familien-Verbindungen war. Ich war ein einfacher "Brummie", (d.h. ein Einheimischer Birminghams) und fand dies alles sehr seltsam und aufregend, glaubte aber trotzdem fest daran, dass zwischen uns sehr erfolgreiche Dinge passieren könnten.
Wir kamen sehr gut miteinander klar und er ging auf meinen Vorschlag einer Zusammenarbeit ein und stimmte zu, etwas zu versuchen. Dies führte zu ausgedehnten, nie da gewesenen Schreib- und Arbeitssitzungen und auch dem puren, freudigen Genuss der Kreativität, zumindest von meiner Seite aus. Wir nahmen einige der Bänder mit zu Don Powel Hunter, einem Amerikaner, der bei der GTO in London arbeitete (die auch David Bowie und Mott The Hoople managten), der uns sofort einen Plattenvertrag mit "Signpost" anbot - Arty Moguls Label bei Atlantic Records in Amerika.
Ich werde nie vergessen (ich denke, Georg geht es genauso), wie ich in dem Restaurant auftauchte, in dem er Teller wusch. Ich wedelte mit einem großen Scheck vor ihm herum, er grinste nur breit, lies die Abwaschbürste fallen und ging ruhig aus dem Restaurant - und kam nie zurück!
Wir nahmen das Kajanus-Pickett Album in mehr als drei Monaten in Londons Morgan Studios (nun Zomba) auf und bekamen tolle Kritiken. Trotzdem wurde es früh klar, dass wir , obwohl wir alle Instrumente selbst gespielt hatten und sehr stolz auf unsere Arbeit waren, immer eine Band brauchen würden, um unsere Alben erfolgreich zu vermarkten.
Georgs Urgroßvater war der berühmte Komponist Robert Kajanus, der auch ein Verbündeter von Sibelius war. Wie bereits erwähnt kam Georg aus Norwegen, wuchs aber auch in Paris auf und verbrachte dort viele Jahre, und später in Toronto, wo er zum College ging. Ich glaube nicht, dass er irgendeine formelle musikalische Ausbildung hatte, und es ist traurig zu sagen, aber ich hatte auch keine. Er half bei der Gründung von Eclection (der Name stammte von Joni Mitchell), eine Folk-Rock-Band mit G's 12-saitiger Gitarre in England, und davor hatte er in Kanada in Folk-Gruppen gespielt.
Mein Vater war ein RAF Pilot und außerdem ein hoch angesehener Jazz Pianist. George Shearing war ein Freund von ihm und taufte ihn Phil "Body and Soul" Pickett wegen seinem bekannten 1940er Jazz Stil. Er kam tragischerweise bei einem Flugunfall in Bulawayo in Afrika ums Leben als ich 3 war, und meine Mutter und ich kehrten nach England zurück. Ich war immer sehr interessiert an Musik, aber niemals interessiert genug um durch die Foltermethoden der Klavierlehrer in den 50ern und 60ern zu gehen, so dass ich mir das Spielen selbst beibrachte, indem ich Titel frei nach Gehör am Piano nachspielte.

Frage: Bei SAILORs Debüt in 1974 hattet ihr einen exotischen Geschmack angenommen und verwendetet große Harmonien. Wurde diese musikalische Richtung mit allen Mitgliedern besprochen und abgestimmt? War diese Art von Musik ketzerisch (oder anders ausgedrückt, seltsam...) in der englischen Musikszene der damaligen Zeit?

Phil:
Die Verwendung großer Harmonien in Verbindung mit sehr einfachen aber starken und atmosphärischen Klängen, die wir benutzten, war auf jeden Fall ein Versuch anders zu sein, aber es verband auch einige unserer Lieblingsmusiken dieser Zeit. "Surf's Up" von den Beach Boys war ein sehr einflussreiches Album für uns, aber wir mochten auch die Richtungen von Jaques Brel und Kurt Weil in der eher europäischen "Cabaret" Tradition.
Man kann sagen, dass Grant, unser Schlagzeuger, zuerst auf die Originalität von Georgs Konzept ansprang, das er um dunkele und heimliche Nächte der Ausschweifung beim Verlassen des Hafens um einen Haufen mutiger und wilder Matrosen aufbaute - tatsächlich ziemlich gegenteilig zu der Musik, an der wir gearbeitet hatten, als wie den Vertrag bekommen hatten. Ursprünglich war die Musik an der wir arbeiteten, mehr Mid-Atlantischer Harmony Rock a la Doobie Brothers oder Hall and Oates. Henry, ein weiterer Freund von mir, stieß zu dieser Zeit ebenfalls zu uns, genau wie Grant, und die Entscheidung wurde bewusst von uns allen getroffen, angetrieben von Grants Enthusiasmus etwas wirklich einzigartiges und - wie es ja auch der Fall war - ziemlich kontroverses zu versuchen.
Tatsächlich bekamen wir den Vertrag bei CBS durch die Stärke von Songs wie "Traffic Jam" (was mehr im Stil von "Kajanus/Pickett" Songs war), und somit waren CBS ein bisschen verwirrt, obwohl positiv, über diese plötzliche dramatische Richtungsänderung, besonders als sie uns in einem kleinen Theater in Wood Green, North London spielen sahen.
Niemand anders hatte den Mut oder die Idee (a) kurze Haare zu haben - sehr neuartig zu dieser Zeit - und (b) die einfache Kühnheit, weiße Matrosen-Jungs-Outfits zu tragen. Dies wurde als sehr seltsam angesehen, aber in Verbindung mit den anderen Aspekten eines hoch theatralischen Auftretens - der Nicht-Verwendung von elektrischen Gitarren (anfangs!), der Nicht-Verwendung von Bass-Gitarren (eine weitere Neuerung - der einzige Künstler, der zu dieser Zeit einen Keyboard Synth Bass benutzte, war Stevie Wonder) ein gigantisches Keyboard voll mit Sounds und Lichtern (bedient von 2 Personen: Henry und mir) namens "Nickelodeon" (*auf jeden Fall eine noch nie da gewesene Erfindung!)... alles zusammengefügt zu einer wirklich einmaligen Erfahrung für uns und das Publikum Wir waren seltsam, aber die Leute liebten uns.

Frage: Wessen Idee war es, eine gefälschte Biographie zu erfinden? Diese Biographie zu schreiben muss bestimmt Spaß gemacht haben...

Phil:
Dennis Boyles, eigentlich ein Freund von Georg hatte die Idee einer phantastischen Geschichte passend zu der einzigartigen Phantasie, die wir zu kreieren versuchten. Er ist mittlerweile ein hoch angesehener Autor für jegliche Art von einflussreichen / intellektuellen Veröffentlichungen in den USA (später hatte er auch die Idee für den Titel und das Konzept des Covers von "Dressed For Drowning") und ist immer noch ein enger Freund. Auf einer Ebene - nämlich der Phantasiewelt mit Hafenstadt-Ambiente, konnte man wirklich an das Märchen vom "Le Matelot" und "Le Pomme Flasque" glauben.
Wie alle jungen Leuten, ehrgeizig und gerade am Beginn der Karriere, bemerkten wir nicht wie besonders unsere wahren Lebensgeschichten waren, und wir waren damals wahrscheinlich sicher, noch nicht so viel erreicht zu haben. Es war viel einfach für Georg, es zu akzeptieren, und ich denke manchmal glaubte er sogar selbst, dass diese Geschichten wahr waren!
Durch das Schreiben dieser Songs tauchte er tiefer in die Welt von Zuhältern, Prostituierten und Matelots ein als der Rest von uns - und um der Inspiration Willen war er auch glücklich, darin bleiben zu können. Obwohl es nun sehr lustig ist, sich daran zu erinnern, fühlte der Rest von uns sich ziemlich unwohl mit dieser Fiktion, wahrscheinlich weil wir - im Gegensatz zu Georg - alle Familien, Freunde und eine Vergangenheit in England hatten.
Wie Georg sich oft geheimnisvoll in späteren Interviews zu diesem Thema äußerte - "Zu einem gewissen Grad kann es alles als wahr betrachtet werden" - also warum sollten wir darüber streiten?

Frage: Das Nickelodeon, das von Georg erfunden (?) wurde und eine eindrucksvolle Rolle bei SAILORs Live Shows spielt, wurde als Instrument bezeichnet, das "in der Lage ist, den Klang von Piano und Glockenspiel gleichzeitig zu erzeugen", aber was für eine Art von Instrument war es wirklich? Wir denken, dass es bestimmt sehr schwierig war, mit so einem kompliziertem Instrument zu reisen...

Phil:
Das Nickelodeon war komplett einzigartig und zur damaligen Zeit revolutionär. All die Dinge, die Musiker heutzutage mit MIDI lösen können, wurden auf mechanischem Weg zusammengeführt mit einer atemberaubenden Vision und Präzision von Georg. Natürlich halfen wir ihm alle dabei, dieses Ding zu bauen - aber es erinnerte sehr an die Art der Zeichentrick-Mäuse in Disneys "Cinderella".
Es bestand aus zwei Rücken an Rücken gestellten Kemble Pianos auf einer Box, Löcher waren zwischen die Tasten gebohrt worden und gummierte Stöcke, die von den Piano Tasten herunter gedrückt wurden, spielten einen Prototyp der frühen ARP Synthesizer auf exakt dem selben Ton darunter, so dass die selbe Note erzeugt wurde (hoffentlich!) wie auf dem Piano darüber. Währenddessen entstand über der Piano Tastatur ein wirklich grässliche aber effektive Vorrichtung namens "piano-mate", deren Klang man nur optimistisch als den einer Straßenorgel beschreiben konnte, aktiviert durch einen Kolben-Apparat sobald eine Piano Taste herunter gedrückt wurde.
Um das ganze dann zu krönen hatte Georg sich ein Glockenspiel oben auf der ganzen Konstruktion ausgedacht, das durch nichts geringeres als einen elektrischen
24er Türklingel Mechanismus aktiviert wurde, der eine Note spielte, wenn die entsprechende Piano Taste angeschlagen wurde.
Wenn das ganze Ding funktionierte (man muss sagen, dass dies nicht immer der Fall war) - war es einfach unglaublich - Ein wahres Kraftwerk voll musikalischer Verrücktheit. Zusammen mit dem Nebelhorn Bass Synth (gespielt von mir) und vierstimmig ausgearbeiteten Stimmharmonien plus Georgs elektrischer 12-saitiger Gitarre war es alles sehr beeindruckend. Auf jeden Fall sehr temperamentvoll. An einem schlechten Tag, oder mit unsympathischer Behandlung klang es wie ein Sack voller Wiesel, die von einem wütenden Hund angegriffen wurden!
Natürlich wurde es zum Ärgerniss aller Road-Crews. Sie hassten alles an ihm, wie Menschen nunmal alles hassen, was sie nicht wirklich verstehen. Nach einer unserer letzten großen Europa-Tourneen in den 70ern wurde der Glock-Mechanismus im wahren Keith Moon Stil in einer wahren Zeremonie von unserer frustrierten Crew vom Dach eines Hotels in Wien geworfen.

Frage: Das zweite Album, "TROUBLE", hat zwei Top 10 Hits produziert, "Glass of Champagne" und "Girls Girls Girls", aber was für eine Art von Fan-Gefolge unterstützte euch während dieser Zeit? Hattet ihr damals schon einen hohen Grad an Berühmtheit in Europa erreicht, so wie in Deutschland und Holland?

Phil:
Wir hatten eine große Fan-Basis zu dieser Zeit, weil wir nie aufhörten zu arbeiten. Plötzlich zogen wir jüngere Pop-Fans an und waren ständig im Fernsehen, bei Sendungen wie "Top Of The Pops" und "Supersonic" und ähnliche Shows in Holland, Deutschland und anderswo.
Es war ein bisschen verwirrend für die Fans - besonders für die älteren, die es gewohnt waren, unsere eher "dunkles" Theater-Cabaret und die durch die "Dreigroschenoper" inspirierte Musikalität zu sehen, plötzlich all die tanzenden Mädchen und so viel Glitter zu sehen. Wir realisierte, dass dies ein Zug war, auf dem wir mitreisen mussten - und es hab kein zurück, aber es war auch gleichzeitig sehr unterhaltsam.

Frage: Ein paar Jahre nach den Debüt tratet ihr in Matrosen-Anzügen und Piraten-Kostümen auf und trugt sogar Make-Up. Bei einigem Glam Rock Compilations seit ihr ebenfalls vertreten, wurde SAILOR also in manchen Gebieten als Glam Rock Band angesehen?

Phil:
Mit Sicherheit. Wir haben uns selbst nie als eine "Glam-Rock" Band gesehen, aber die Presse neigt immer dazu, alles in Boxen zu stecken. Ich vermute es war der Beginn des sehr strikten "In-Schublade-Stecken" von Musik und Künstlern, das auch heute noch vorherrscht. Ich bin stolz darauf, dass wir uns nie selbst an irgendein bestimmtes Genre gebunden fühlten und versuchtem, einzigartig zu sein - nicht immer der erfolgreichste Weg um als Besitzer vieler Mercedes' zu enden und Polo mit Mike Rutherford zu spielen!

Frage: Das dritte Album, "THIRD STEP" war sicherlich ein Epic Album, das all eure musikalischen Konzepte der frühen Jahre abdeckte. Dann auf dem nächsten Album, "CHECKPOINT", arbeitetet ihr mit Produzent Bruce Johnston, aber war der Grund für diese Zusammenarbeit das Ziel, den amerikanischen Markt zu erobern? Wessen Idee war es, mit Bruce Johnston zu arbeiten?

Phil:
Ich kann mich nicht daran erinnern, wessen Idee es war, Bruce zu wählen. Wir hatten zwei Alben mit Lesser und Holmes gemacht, "Trouble", unser größtes Album aller Zeiten, und später "The Third Step". Irgendwer in A&R bei CBS dachte wohl es sei eine gute Idee jemand neues hinein zu bringen.
Oh, jetzt fällt es mir wieder ein - es war der Beginn des US Disco Sound und Curt Becher - Bruces Partner, mittlerweile leider verstorben, wurde als der hohe Priester des Dance Floor Sound angesehen. Also ja - ich denke es war ein verspäteter versuch, den US Markt zu erobern.
(Ich war übrigens nicht beteiligt am "Checkpoint" Album mit Bruce und Curt, da ich mit Georg über sein dauerhaftes Bestehen auf das alleinige Schreiben sämtlichen Materials gestritten hatte. Henry und Grant hatten dies immer akzeptiert, aber ich hatte auch die Ambition ein erfolgreicher Songschreiber zu werden und hatte damals das Gefühl, dass wir das Netz weiter auswerfen müssten, um bessere Songs zu bekommen - also verließ ich damals die Band.)

Frage: Das Album, "HIDEAWAY", das nun zum ersten mal auf CD in Japan wiederveröffentlicht wird, wurde nur in Europa veröffentlicht und war den japanischen SAILOR Fans deshalb lange unbekannt und ein schwer zu findendes Sammlerstück. Dieses Album markiert außerdem den Zeitpunkt eurer Trennung von Epic Records. Gab es einen bestimmten Grund dafür, dass die Veröffentlichung dieses Albums in England gestrichen wurde?

Phil
Wir kamen wieder zusammen um das "Hideaway" Album aufzunehmen um keine Probleme mit unserem Management zu bekommen und auch wegen eines Mangels an Vertrauen unserer neuen Plattenfirma. Zusätzlich zu unseren Sorgen waren es nun die späten 70er, und die Sex Pistols waren in der Szene angekommen!
Plötzlich fühlten wir, dass die Unterstützung von Epic über Nacht verschwinden würde, wenn wir uns nicht die Brustwarzen piercten und unsere Haare hochsprühten.
Wir hatten mit dieser Vermutung recht. Die Zeiten hatten sich geändert, und wir waren weder die erste noch die letzte Band, die eine Erfahrung mit der wankelmütigen Hand der Musikindustrie machen mussten.
Wir waren trotzdem sehr stolz auf "Hideaway" und hatten viel Spaß bei den Aufnahmen zu diese Platte in der Whitfield St. Ich vermute, dass Georg insgeheim etwas verärgert darüber war, dass seine Macht untergraben worden war, aber er war dennoch großzügig wenn es darum ging, an den Songs der anderen Bandmitglieder zu arbeiten. Er schrieb "Give Me Shakespeare" - was wir auch heute noch bei unseren Shows spielen - meiner Meinung nach ein wahrer Klassiker, bei dem man den Einfluss hören kann, zu versuchen, ein wenig den Aspekt von "Punk"-inspirierten Texten zu liefern. Wir konnten es nicht fassen, dass Epic entschied, die Platte nicht im UK zu veröffentlichen, und wenig später ließ uns das Label fallen. Das war ein großer Rückschlag.
Jemand ganz oben hatte "auf den Knopf gedrückt" und das war's. Plattenfirmen können manchmal sehr kurzsichtig sein, und meiner Meinung nach sollten sie zu ihren Künstlern stehen wenn die Dinge zwischendurch mal schlechter laufen. Aber c'est la vie - so ist das Leben.
Wenn ich mir heute allerdings die Platte anhöre, dann klingt sie immer noch toll - frisch, voller Energie und wirklich guten Ideen.

Frage: Nachdem Georg und Grant die Band verlassen hatten, wechseltet ihr zur Plattenfirma Caribou und verlagertet eure Basis nach Amerika, wo ihr das Album "DRESSED FOR DROWNING" mit Gavin und Virginia David aufnahmt, aber wie war das Aufnehmen in Amerika? Wie wurden Gavin und Virginia Mitglieder? Sind sie ein Ehepaar?
Es scheint so, als hättet ihr in der selben Besetzung noch ein weiteres Album, "TV LAND" aufgenommen, doch was für eine Art von Album war das?

Phil:
Nachdem SAILOR zerbrach begann ich mit dem Schreiben neuer Songs und dachte eigentlich an ein brandneues Projekt mit Henry. Wir hatten eine harte, aber sehr lustige und unvergessliche Zeit zusammen - aber das ist eine andere Geschichte.
James William Guercio, der legendäre US Produzent und Manager von "Chicago" und "Blood Sweat and Tears", hörte das Band und stieg in ein Flugzeug ins UK, erschien vor meinem Haus in einer Limo, die eine Meile lang war, mit einem riesigen Cowboy Hut, Fellmantel und Stiefeln mit echten Sporen! Zum Glück hatte er außerdem noch ein großes Scheckbuch dabei und wollte, dass wir sofort zu seinen berühmten Aufnahmestudios "Caribou" in Colorado USA kamen. Da nahmen wir das "Dressed For Drowning" Album auf, und es war gerade fertig gestellt, als Dick Asher - der Chef von CBS (Besitzer von Caribou Records) und großer SAILOR Fan, darauf bestand, dass die Band SAILOR hieß, oder in seinen Worten: - "Goddam' it - Phil and Henry are in the band so it's gotta' be SAILOR!"
Ginny und Gavin sind Geschwister und kamen in die Band, um diese Platte aufzunehmen, und als sich die Dinge ergaben, kamen sie also auch in die neuen "SAILOR". Ich hatte sie ursprünglich in einem Folk Club in Cornwall singen hören, als ich dort gelebt hatte, und liebte den Klang von Ginnys Stimme (immer noch!)
Wir nahmen dann das Nachfolgealbum "TV Land" auf, das nie veröffentlicht wurde. Der Grund dafür war, dass alle CBS Leite in den USA, die uns unterstützt hatten, in der legendären sogenannten "Night of the Long Knives" entlassen wurden, als Plattenfirmen durch einen Finanziellen Zusammenbruch dezimiert wurden.
"TV Land" ist im Geist ähnlich wie "Dressed For Drowning" und hat einige inspirierte Songs. Wir waren mittlerweile daran gewöhnt, den Namen SAILOR weiterzutragen, und unsere früheren Einflüsse waren auf dieser Platte vielleicht noch deutlicher.

Frage: Nachdem SAILOR zeitweise nicht mehr existiertem wurdest du Mitglied bei CULTURE CLUB, aber seit wann kanntest du sie? War deine Rolle in CULTURE CLUB so wie die eines musikalischen Leiters?

Phil:
Als ich nach der oben genannten Episode aus den USA zurück kehrte begann ich mit jeder Menge Session-Arbeit, viel davon mit jüngeren Punk-beeinflussten Band. Eine davon, die "Sex Gang Children" mit einem prächtigen und jungen Boy George wurden später zu "Culture Club". George war ein großer Fan der Glam-Rock Zeit und hatte SAILOR regelmäßig im Fernsehen gesehen. Die Band schien eine Menge Respekt dafür zu haben, dass ich in einer Hit Band gewesen war (bevor sie es "geschafft" hatten) und baten mich, für sie zu spielen und auch Harmonien zu singen und zu arrangieren. Wenig später brachte ich überall Ideen ein - so ähnlich wie in meiner Rolle in SAILOR - wurde akzeptiert und erreichte das Schreiben von "Karma Chameleon" und anderen Songs.
Als die Zeit verging wurde ich mehr und mehr wie ein musikalischer Leiter behandelt, denke ich, besonders während der Arbeit am "From Luxury To Heartache" Album mit Arif Mardin in der Schweiz, als bestimmte Mitglieder kaum anwesend waren - zumindest nie gleichzeitig! Gute Zeiten und einige Hits!
Meine größte Ehre war der Erhalt von zwei Ivor Novello Awards für meine Arbeit mit Culture Club. Außerdem gab es mir die Gelegenheit, dreimal mit der Band Japan zu besuchen - auch eine große Ehre und Freude.

Frage: Gab es einen speziellen Anlass, der zur Wiedervereinigung von SAILOR in 1991 führte? Es scheint so, als ob die anderen Mitglieder, außer Georg, der damals in DATA war, an TV Soundtracks arbeiteten, aber seid ihr durch diese Art von Arbeit in Kontakt geblieben? Wir wissen auch, dass Grant als Naturwissenschafts-Lehrer an einer Schule gearbeitet hat?
Seid ihr nach eurer Wiedervereinigung gleich wieder in Europa aktiv gewesen? Ihr habt ein neues Model vom Nickelodeon kreiert, das auch auf dem Album Cover zu sehen ist, aber können wir uns dieses neue Nickelodeon als eine Art Keyboard Maschine (?) ansehen, die auch mit Lichteffekten und Nebelmaschine ausgestattet ist?

Phil:
Henry hatte mit Georg zusammen gearbeitet, ihm geholfen, "DATA" in Schwung zu bringen, und außerdem viel Material für Werbung und Fernsehen komponiert. Grant war zurück zum klassischen Lehrer-Beruf gegangen, den er zu Beginn von SAILOR aufgegeben hatte. Wir blieben alle in Verbindung, wenn auch in unterschiedlichen Graden. Mein Verleger, der Verbindungen zu BMG in Deutschland hatte, meinte, es bestünde dort großes Interesse an einem neuen SAILOR Album, und nachdem wir uns alle einig waren, dass dies eine gute Idee war, kamen "Sailor" und "Streetlamp" dabei heraus. Es war toll zu sehen, dass der "SAILOR Sound" und die Chemie auch nach 10 Jahren immer noch sehr intakt war, und das konnte schon bald mit zwei Hit Singles gefeiert werden - "The Secretary" und "La Cumbia".
Damals hatten wir noch nicht die Absicht, wieder live aufzutreten. Aber ich hatte einen Konzertveranstalter namens Rainer Haas in Deutschland kennengelernt (während ich einen Künstler managte, den ich in London entdeckt hatte - "Keziah Jones", der sehr erfolgreich in Europa und auch in Japan wurde - wie einige von Euch sicherlich wissen).
Er bot uns die phantastische Möglichkeit, das nicht mehr funktionierende Nickelodeon neu zu bauen, und, wenn wir zustimmten mit den 4 Original Mitgliedern wieder "live" aufzutreten, garantierte er mehr al 100 Konzerte in Europa. Diese Chance war zu gut, um sie zu verpassen, und so stellten wir uns der Herausforderung. Es war ein phantastischer Erfolg.



















Frage: Das 1992er Album, "STREET LAMP" ist in Japan nicht zu bekommen, ist es nur in Deutschland veröffentlicht worden?

Phil:
Richtig, soweit ich weiß auch noch in Holland.

Frage: Wir haben gehört, dass in 1991 eine Person namens Bizarro SAILOR Schwarzpressungen veröffentlicht hat. Ich (der Autor) habe eine Version von einem holländischen Label, Harmony. Diese Schwarzpressungen beweisen eure große Popularität in Europa, aber wir denken trotzdem, dass es eine unfaire Aktion ist. Hast du irgendetwas von diesem Bootlegger gehört?

Phil:
Ja, und ich möchte lieber nichts darüber sagen, denn diese Leute sind keinen Kommentar wert.

Frage: War SAILOR seit der Wiedervereinigung konstant aktiv? In 1995 ging Georg, und in 1999 verließ Henry die Band, aber wir hörten, es seien friedliche Trennungen gewesen. Wir wissen, dass Georg nun in NOIR ist, aber was mach Henry heutzutage?

Phil:
SAILOR genießt heute wohl größeren Erfolg bei live Konzerten als jemals zuvor. Wir haben eine ganze neue Fangemeinde aufgebaut, mit alten Fans und jeder Menge neuen Fans, die noch nicht einmal geboren waren, als wir in den 70ern Hit Aufnahmen hatten. Die Bühnenshow hat viele Veränderungen durchgemacht, drückt aber immer noch den magischen Geist des ganz speziellen "SAILOR Sounds" aus, an dem wir immer Spaß hatten. Das ist schließlich der Hauptgrund, weshalb wir es immer noch tun.
Natürlich mussten wir die Show ein wenig anpassen, um neues und jüngeres Publikum anzuziehen, aber wir spielen jetzt vor größeren Mengen denn je und bekommen immer außergewöhnlich gutes Feedback.
Leider haben beide, erst Georg und vor kurzem Henry, sich dazu entschlossen, SAILOR zu verlassen, aber gleichzeitig hatten wir das Glück, besonders talentierte Individuen in Form von Peter Lincoln, unserem eleganten Gitarrenhelden und Lead-Sänger, der Georg ersetzte, und auch Anthony England, unserem Maestro-Keyboarder, der Henrys Platz in der Besetzung einnahm, zu finden.
Wir respektieren natürlich ihre Entscheidungen für das Verlassen der Band, und es waren beides freundschaftliche Trennungen. Georg wollte sich auf seine Solo- und Noir-Projekte konzentrieren, und Henry wollte seinen erstaunlichen Musical und Theater Projekten viel mehr seiner Zeit widmen und fühlte, dass es Zeit war, weiterzugehen. Obwohl es traurig ist, ist durch Peter und Anthony nun eine Menge neuer, junger Kraft in der Band (die Grant und mich gut auf den Beinen hält!).

Frage: Du bist außerdem in der Musical Welt aktiv und arbeitest an Musicals wie "MASK" und "CASPER", aber denkst du, dass deine Erfahrung mit SAILOR eine Art Inspiration für diese Aktivitäten ist?

Phil:
Wie bereits erwähnt haben Henry und ich alle Songs für die drei Musicals in der Zeit von 1998-2000. - "Casper", "The Mask" und "Spider-Man". Obwohl es sehr harte Arbeit war, bin ich sicher, dass die vielen Jahre der Zusammenarbeit in SAILOR dem Prozess enorm geholfen haben. Unsere "Casper" Show hat zahlreiche Songs, bei denen man die Einflüsse dieser Tradition hören kann - sagen einige Leute - und das war die Show, die es auf die Bühne in Londons berühmtem Shaftesbury Theatre am West End schaffte und auch bald in den USA produziert werden wird.

Frage: In Japan verwechseln dich die Leute und die Medien manchmal mit einem anderen Musiker namens Phil Pickett (der mit Richard Thompson spielt), aber passiert das auch in England? Kennst du ihn persönlich?

Phil:
Wir haben den gleichen Frisör (!) und haben viele gemeinsame Freund wie Dave Pegg und Richard Thompson, haben uns aber noch nie getroffen. Einmal gab ich einige Tantiemen zurück - Ich muss sagen es war ein sehr kleiner Betrag, der irrtümlich für einen Song namens "Hopping Down In Kent" war, den der andere "Phil Pickett" wohl geschrieben hatte, doch dann machte ich mir Sorgen, dass der andere möglicherweise einige meiner Culture Club Tantiemen bekommen haben könnte! - Alles sehr erschreckend, aber am Ende war dann alles in Ordnung.

Frage: Habt ihr irgendwelche Pläne für eine Tournee außerhalb Europas? Wir würden hier in Japan gerne irgendwann einmal SAILORs live Show sehen.

Phil:
Sprich mit deinen Freunden! Wir würden sehr gerne kommen wenn es eines Tages die Möglichkeit gäbe. Ich war bereits einige male in Japan mit Culture Club uns später mit Keziah Jones, ich liebe euer Land, und ich weiß genau, dass alle anderen in der Band, die noch nie dort waren, die Chance auch nutzen würden.

Ich habe dieses Interview sehr genossen, und sag bitte ein großes "Hi" an unsere japanischen Freunde - vielen, vielen Dank!
Very best wishes,
Phil Pickett


Interview für Radio Darmstadt "Yester-Songs"
März 2001:

Das folgende Interview mit Phil Pickett wurde von Mark Stehle für seine Show "Yester-Songs" bei Radio Darmstadt aufgenommen und am 04. März 2001 ausgestrahlt. Phil beantwortete Fragen über die SAILOR Bandgeschichte und die Songs, die in der Show gespielt wurden.

Phil: Hallo an alle Hörer von Radio Darmstadt. Hier ist Phil Pickett von SAILOR, ich spreche mit Mark, bin gerade in Oxford in England und freue mich auf das Interview.

Song: Sailor (zensierte Version)

Moderator: SAILOR und "Sailor". Kommen wir zu der History von SAILOR und den Erfolgen der Band aus England. Von 1976 bis 1978 hatten sie in Deutschland zwei Top-Ten Singles. Das waren "A Glass Of Champagne" und "Girls Girls Girls". Sie waren außerdem dreimal unter den Top 30 platziert. In England waren sie auch zweimal unter den Top-Ten und einmal sogar auf der Nummer eins, und zwar mit "A Glass Of Champagne". In Australien hatten sie drei Top-Hits unter den Top 50, Höchstplatzierung Platz 4, und wiederum mit "A Glass Of Champagne". Nach einer ganzen Weile ohne SAILOR kam dann 1990 eine Reunion, denn zwischen 1980 und 1990 war gar nichts. Die Reunion wurde eingeläutet mit "The Secretary" - in Deutschland Platz 7. 1991 erschien dann der Hit "La Cumbia" - in Deutschland Platz 25 und "Latino Lover" - ein Platz 61. Als ich mich auf die Suche nach einem Ansprechpartner begab war ein Problem gewesen: wie komme ich denn an die Adresse? Letztendlich kam ich an diese Adresse, die Wege führen einen dann in der Recherche um einige Ecken herum, und dann wollte ich ein Interview machen mit Georg Kajanus, das ist der damalige Sänger von SAILOR. Es meldete sich dann aber Phil Pickett von der Urbesetzung, und er war an dem Interview interessiert, und es machte sehr viel Spaß - ihm, natürlich, und auch mir. Kommen wir zur derzeitigen Besetzung von SAILOR: Georg Kajanus ist nicht mehr dabei - dafür Peter Lincoln - Lead-Gesang und Gitarre. Peter Lincoln war auch schon für Cliff Richard tätig in der Band etc. Dann Anthony England an den Keyboards und Nickelodeon, Grant Serpell am Schlagzeug und außerdem meinen Interview-Partner Phil Pickett am Bass und Nickelodeon. Wie die ganze SAILOR Geschichte begann, dazu hören wir jetzt Phil Pickett:

Phil: Es gab viele romantische Geschichten über die frühen Tage von SAILOR. Diese Geschichten begannen, als Georg und ich uns in einem Pariser Café trafen. Darüber gibt es eine Menge von romantischen Geschichten. Wir trafen uns 1970 / 71. Ich arbeitete damals als Musikverleger in London. Ich hörte die Musik von Georg und verliebte mich in seine Texte. Dann begannen wir, zusammen an Songs zu arbeiten. Wir hatten auch schon einen Plattenvertrag. Das Album hieß "Kajanus / Pickett" und erschien in 1971 bei Atlantic Records. Mit viel Liebe und sehr behutsam nahmen wir das Album auf. Es war eine zauberhafte Erfahrung für uns, denn wir hatten so etwas noch nicht gemacht. Obwohl wir gute Kritiken bekamen, hatten wir keinen Manager, keine Band und nicht viel Ahnung vom Musikgeschäft. SAILOR wurde aus dieser Erfahrung geboren. Wir sagten uns: Jetzt haben wir eine gute Band, jetzt können wir auf Tour gehen und mehr Leute werden uns sehen. Zu der Zeit arbeiteten Georg und ich auch an einer Art Oper über Seeleute, Prostituierte und das Rotlichtmilieu. Unser Schlagzeuger Grant Serpell griff das auf und meinte, das unterscheidet uns von dem, was andere machen. Wir wollten ein Markenzeichen haben, etwas originelles. Wir entschieden uns dann, in Seemannskleidung aufzutreten. Wenn ich dreißig Jahre zurück blicke, dann ist das schon ein wenig seltsam. Die atmosphärische Stimmung, die wir erzeugten, war düster, denn bei unseren Auftritten hatten wir ein sehr atmosphärisches Bild auf der Bühne. Es war einzigartig und sagte alles über SAILOR.

Moderator: Ein Markenzeichen von SAILOR ist dieses doppelseitige Klavier genannt Nickelodeon, und das wurde von Henry Marsh und Phil Pickett gespielt. Näheres zu diesem Musikinstrument wiederum von Phil Pickett:

Phil: Georg kam mit der Idee. Er ist von Beruf Grafiker und Zimmermann. Er hatte diese wilden Ideen, die manchmal ziemlich schwer umzusetzen waren. (Phil lacht), doch wir fanden einen Weg, dieses Nickelodeon zu bauen. Manche der Zuhörer weiß vielleicht, was "Midi" ist. Man kann damit viele Instrumente nachahmen, wenn man ein Keyboard hat. Damals gab es so etwas nicht, also bauten wir eine mechanische Version von dem, was man heute unter "Midi" versteht. Die Hälfte der Zeit funktionierte es nicht, wenn es aber funktionierte, was es einfach phantastisch! Unterhalb hatten wir ein Keyboard, und innerhalb war noch eines. Stevie Wonder benutzte damals so etwas ähnliches, es war ein "APR Synthesizer". Wir bohrten Löcher in den Klavierboden. Wenn wir dann eine Taste am Keyboard spielen, wurde wiederum am anderen gleichzeitig der selbe Ton gespielt. Auf den Klavier war eine Konstruktion, die wir "piano-mate" nannten. Es war ein furchtbarere Orgelklang. Die Menschen in Englands Pubs benutzten so etwas, um den Sound breiter zu machen. Ganz oben am Nickelodeon war ein sehr großes Glockenspiel bestehend aus einem 24er Türklingel Mechanismus, die wir so anbrachten, dass jedes mal wenn man eine Taste am Klavier drückte, mittels eines Hammers auf eine der Türklingeln geschlagen wurde und so ein Ton gespielt wurde (Phil lacht).

Song: The Old Nickelodeon Sound
Song: All I Need Is A Girl

Moderator: Und das verklingt es, das Nickelodeon in "All I Need Is A Girl". 1978 war das einer der Radiohits, in Deutschland in der Hitparade auf Platz 40. Der größte Hit von SAILOR kam allerdings schon eine kleine Periode vorher, und zwar 1975 im Dezember - "A Glass Of Champagne", und um diesen Hit rankt sich eine Legende. Und zwar soll Georg Kajanus nach der Veröffentlichung von "A Glass Of Champagne" in Urlaub geflogen sein, und währenddessen wurde dieser Titel zum Hit. Und als Georg wieder zurück kam, wurde er am Flughafen von seinen Kollegen begrüßt mit einer ganz großen Flasche Champagner. Damit konfrontierte ich dann auch Phil, und er reagierte wie folgt:

Phil: (lacht) Es klingt so, als hätte ein Journalist davon geträumt, dies in eine Zeitung zu setzen. Ich muss sagen, dass wir viele gute Kritiken über unsere Musik hatten. Wir hatten viele Auftritte in England und viel zu tun. Das Publikum wollte, dass wir das machten Wir verkauften aber nicht viele Platten, und unsere Plattenfirma setzte uns ganz schön unter Druck, damit wir eine Hit Single produzierten. Unser Sound war mit anderen Bands nicht zu vergleichen. Wir hatten vor "A Glass Of Champagne" keinen wirklichen Pop-Sound in unseren Songs. Georg arbeitete an dem Song und spielte uns ein Demo vor. Es war sehr einfach. Alle Ideen wurden dann von uns ausgearbeitet. Es ist ein fabelhaftes Lied, eine großartige Idee von Georg. Diese Einfachheit des Textes in Zeilen wie: I've got the money, I've got the place... Let's get together the two of us over a glass of champagne. Es ist eine tolle Stimmung, mit der sich viele Menschen identifizieren können.

Song: A Glass Of Champagne

Moderator: SAILOR in Radio Darmstadt "Yester-Songs" mit "A Glass Of Champagne". Am 03. April 1976 kam dann der zweite Hit "Girls Girls Girls" in die englische Hitparade, und man weiß, das Ding wurde zum Evergreen. Und Phil Pickett erinnert uns nochmal an diese Zeit:

Phil: Zu dieser Zeit tourten wir gerade durch Norwegen. Es ist Georgs Heimatland. Dort waren wir etwas enttäuscht von dem Empfang, den wir in Norwegen bekamen. Wir dachten, wir hätten überall Hits. Georg stammte aus Trondheim, und wir dachten, dort würde man für uns den roten Teppich ausrollen. Aber nichts dergleichen passierte. Georg war sehr stolz, uns sein Land zu zeigen. Wir trafen seinen Vater, und viele seiner Schulfreunde kamen, um unsere Shows zu sehen. Wir sahen auch den dortigen Hafen, von dem Georgs Grundideen stammen. Nach diesem Auftritt in Trondheim spielte uns Georg die Idee von "Girls Girls Girls" vor. Es war eine einfache Melodie. Nach dem Konzert blieben wir dort uns arbeiteten am Arrangement des Songs, und freuten uns darauf, ihn aufzunehmen, was wir gleich taten, als wir wieder zurück in England waren. Wir gingen gleich in die Whitfield Street in der Mitte von London und nahmen ihm fast genauso auf, wie wir ihn ein paar Tage zuvor in Norwegen geprobt hatten.

Song: "Girls Girls Girls"
Song: "Stiletto Heels"

Moderator: "Stiletto Heels" war die dritte Single von SAILOR in der deutschen Hitparade. Am 11. Oktober 1976 kam sie herein, und Endresultat war ein Platz 12. So kann man auch durch die Hitparade stöckeln, im wahrsten Sinn des Wortes. Phil Pickett erzählt uns jetzt, was passiert, wenn man einen Drink zuviel genommen hat - der Song "One Drink Too Many":

Phil: "One Drink Too Many" ist ein Song, den wir jetzt wieder bei unseren Auftritten spielen, und die Leute lieben ihn. Jeder kann das Gefühl nachvollziehen, wenn man einen Drink zu viel hat und du mehr möchtest, als dein Körper eigentlich vertragen kann. Es ist so, als wolle dein Kopf noch einen Scheck einlösen, aber er kann nicht eingelöst werden, weil du einen Drink zu viel hattest, ihr wisst schon... (Phil lacht).

Song: "One Drink Too Many"

Moderator: 1977 SAILOR mit "One Drink Too Many", in Deutschland Höchstplatzierung Platz 22. Machen wir mal einen Themenwechsel. Stellen wir uns einmal vor, ich sei ein Geschäftsmann und möchte sie jetzt betören in der Hinsicht, dass ich sage: Komm, wir machen jetzt einen Deal... Also gute Worte zu einem Geschäft. "Put Your Mouth Where The Money Is" ist ein Titel, der wohl in diese Richtung geht, und er wurde nicht von Georg Kajanus geschrieben:

Phil: Wir sagten: Los Jungs, wir haben andere Talente in der Band (Phil lacht). Dieser Song wurde von Grant und Henry geschrieben. Erschienen ist er auf dem "Hideaway" Album. (ein Hinweis von MARINERO: das stimmt nicht, der Song stammt vom 1977er Album "Checkpoint"!) Glücklicherweise hatten wir genug talentierte Leute. "Put You Mouth Where the Money Is" ist ein phantastischer Song.

Song: "Put Your Mouth Where The Money Is"
Song: "The Runaway"

Moderator: SAILOR in den "Yester-Songs" mit "The Runaway", an den Lead Vocals unser Gesprächspartner Phil Pickett. Kommen wir nun zu den nächsten beiden Titeln, die sich um das Thema Asien drehen. Titel "Trouble In Hong Kong" und "Soapland. Naja, wenn Seeleute in Asien im Hafen dann an Land gehen, was da alles passieren kann...

Phil: Ok, "Trouble In Hong Kong", wie sollten wir das machen, wie sollte das klingen? Es gibt diese Klischee, wie sich Songs dieser Art anhören sollten. Man hört es zum Beispiel bei "China Girl" von David Bowie. Es gibt diese Klischee, wie sich Musik aus China oder Japan anhört - ihr wisst schon, diese Art von "plinky-plonky".

Song: "Trouble In Hong Kong"
Song: "Soapland"

Moderator: SAILOR und "Soapland", das Seifenland - Tokyo is calling. Als eines Tages dann die Erfolge von SAILOR merklich zurück gingen, kam dann die Trennung. Und wie es dann auf einmal wieder 1989/90 zur Reunion kam, dazu Phil Pickett:

Phil: Das war interessant, denn in 1979 entschieden wir uns aufzuhören, und jeder ging seinen eigenen Weg. Ich ging zu Boy George und Culture Club. Ich war das einzige SAILOR Mitglied, das mehr live Konzerte mit Culture Club als mit SAILOR hatte. In Culture Club spielte ich Keyboards. Die anderen SAILOR Jungs machen viele verschiedene Sachen. Henry Marsh machte Musik für TV Werbung. Georg Kajanus hatte eine Gruppe namens DATA. Grant Serpell unterrichtete wieder Physik und Chemie, worin er sehr gut war. Ein Herausgeber kontaktierte uns und fragte, ob wir uns nicht wieder zusammen tun und ein neues Album veröffentlichen wollten. Also kamen wir wieder zusammen und machen dort weiter, wo wir in den späten 70ern aufgehört hatten - mit der selben Art von Musik. Georg wollte wieder die Songs schreiben, und er hatte einige großartige Ideen. Wir schlugen ihm vor, es im gleichen Songschreiber-Stil zu machen und zu sehen, ob es funktioniert. "The Secretary" entstand im selben Stil wie "A Glass Of Champagne": witzige Texte gute Stimmen, eine zwölfsaitige Gitarre. Wir dachten, das würde dem Publikum gefallen. Nach zehn Jahren gingen wir wieder gemeinsam ins Studio, und der Sound war immer noch intakt. "La Cumbia" war ein weiterer Titel. Er zeigt die Latino Seite der Band. Wir hatten schon immer eine starke Affinität für Latin-Rhythmen und -Musik.

Song: "La Cumbia"
Song: "The Secretary"

Moderator: You double your trouble when you double your home... Hier deine Frau, und da deine Sekretärin... SAILOR, "The Secretary" 1990. In Deutschland Chart Position Nummer 7. Letzte Frage an Phil Pickett: Der Wunsch, wenn jetzt eine gute Fee erscheint und sagt: "Phil, Du hast einen Wunsch frei"...

Phil: Nun, auf einem sehr oberflächlichen Leven wäre es auf jeden Fall phantastisch, eine neue SAILOR Platte zu veröffentlichen und einen weiteren weltweiten Hit zu haben. Das wäre eine phantastische Erfahrung! Es wäre auch toll, die Möglichkeit zu haben, vor einem großen Publikum SAILOR Shows spielen zu können. Manchmal ist es ein bisschen seltsam, wenn man nicht nur seine eigenen Song spielen kann. Ihr wärt schon erstaunt, welche Art von Musik wir zum Beispiel bei Shows wie der in Amsterdam spielen. Es ist das typische SAILOR Repertoire. Wir spielen auch bei Oldie Nights mit vielen anderen Bands aus den 70ern. Wir haben ein sehr gutes Repertoire, aber 99 % der Besucher dieser Oldie Nights kennen diese Stücke nicht. Ich meine, Leute wie du und viele unserer Fans hätten es natürlich gerne, wenn wir Songs spielen, die sie noch von vor 25 Jahren kennen, aber wir müssen dem Repertoire für das moderne Publikum etwas hinzufügen. Also, ich denke, wenn eine gute Fee zu mir käme, würde ich sagen: Gib uns eine Menge Auftritte, bei denen wir nur unser eigenes Material spielen können." Ich meine, wir lieben es zwar, einige Hits und noch ein paar andere spaßige Sachen wie "La Bamba" oder Songs wie "Pop Muzik" zu spielen, wir machen aber auch ein neues Medley, es ist eine Art Party-Aufnahme inspiriert durch Latin-Musik, und es handelt von Girls.

Moderator: Vielen Dank an den Übersetzer von Phil Pickett. Das waren auch schon die "Yester-Songs" bei Radio Darmstadt, und zum Schluss hören wir natürlich noch einen Titel von SAILOR, "Street Lamp". Am Mikrofon verabschiedet sich Mark Stehle und sagt vielen Dank an Phil und Tschüss und alles Gute.

Phil: Vielen Dank Mark, und Danke an all die Hörer von Radio Darmstadt, dass ihr mir zugehört habt. Es war schön, mit euch zu sprechen. Und hört euch weiterhin die Musik von SAILOR an!

Song: "Street Lamp"



Interview für die DVD "Pirate Copy - Sailor Live In Concert"
November 2002:

Phil: Ich denke, dass wir etwas mutiges tun wollten, und es war immer so ein bisschen wie 'oh Gott, kurze Haare, weiße Matrosenanzüge, also Leute - was ist hier los?', aber wir brachten uns selbst dazu, es zu tun, und wir bekamen fantastische Reaktionen von den Leuten, denn alle anderen trugen zu dieser Zeit Jeans und hatten lange Haare und elektrische Gitarren, und wir wollten einfach etwas tun, das einen Sound für sich selbst hatte. Wir kreierten einen Sound und eine ganze Welt voll von Hafenstädten und Matrosen nachts in der Stadt und solche Dinge. Es war manchmal recht schwierig, denn all Deine Freunde fragen 'was machst Du da?', aber ich denke viele Leute hatten Respekt für uns, denn wir waren einzigartig.

Frage: Mandolinen und Glockenspiele sind keine normalen Instrumente bei Hit-Aufnahmen. Wie schwierig war es, sie in die Aufnahmen zu integrieren?

Phil: Nein, wir entschieden es einfach auf der Basis des Sounds, den wir haben als Originalband mit Georg, Henry, Grant und mir selbst haben wollten, und schafften das ganze mit vier Leuten. Das war sehr wichtig. Der Gesang und all das musste dargeboten werden können. Wir waren dabei echte Puristen. Wir mussten auf der Bühne alles so machen, wie es auch auf der Platte war. Wir machten keine Aufnahmen übereinander oder so etwas, wir hielten es nur sehr einfach und hielten uns an die eher europäische Tradition von Musik.

Frage: Was war die Verbindung, die all die originalen Mitglieder der Gruppe zusammen brachte?

Phil: Also, ich denke es ist wahr, zu sagen, dass ich Georg zuerst traf, als ich für einen Musikverleger in London arbeitete, und mein Job - es war mein erster Job im Musikgeschäft, und mein letzter - war es, mir Kassetten von Leuten anzuhören, die zugeschickt wurden, und ich hörte Georgs Musik, ich hatte ihn noch nie getroffen, und ich war einfach verrückt nach seiner Musik. Meine Ambition war es, eine Band zu gründen und Leute zu finden, mit denen ich schreiben konnte. Georg schien alles zu haben. Also kontaktierte ich ihn und fragte ganz frech, ob er nicht auch mit mir schreiben wollte. Wir machten zusammen ein Album namens "Kajanus Pickett" und beschlossen dann, für ungefähr sechs Monate getrennte Wege zu gehen. Wir dachten, es wäre toll, das nochmal zu tun, aber mit einer Band, denn wir litten darunter, dass wir nur ein Duo waren. Wir versuchten so etwas zu sein wie "Hall and Oats" oder so. Grant war ein Freund von Georg, und Henry war ein Freund von mir, so dass wir zusammen kamen und beschlossen, SAILOR zu gründen.

Frage: Denkst Du es ist ein Bonus oder eine leichte Verunsicherung, dass Euer Image sich zwischen Theater und Rock bewegt?

Phil: Wahrscheinlich schon, ja. Wie Ihr wisst gingen wir Ende der 70er auseinander, als Punk aufkam und die Plattenfirmen einfach jeden loswurden, der nicht so etwas wie eine Sicherheitsnadel durch's Nasenloch hatte. Ich denke es war unser natürlicher Weg. Und ich denke, wir waren damals eine Popband, aber wir haben uns nicht immer selbst als Popband angesehen. Wenn man sich das erste Album "Sailor" anhört, ist es weit hergeholt, es ist immer noch mein Lieblingsalbum, das wir gemacht haben. Aber wir konnten so nicht weitermachen, wir mussten die Hits haben, wir mussten durch diese Maschine wandern, diese ganze Art von Würstchen-Fabrik. Nicht dass ich es bereue, aber ich denke jetzt, wo wir die ganze Sache wieder aufleben lassen, in den 90ern und nach dem Jahr 2000, können wir mit dieser theatralischen Art viel zuversichtlicher umgehen und damit Spaß haben. Es ist jetzt nicht mehr so eine experimentelle Sache. Wir haben wirklich Spaß dabei.

Frage: Bringt Euch jede Veränderung der Besetzung eine gewisse Stärke?

Phil: Oh definitiv, ja. Jeder in dieser Band ist entbehrlich, und die Songs sind das, worum es geht. Wir bewegen uns jetzt ein bisschen vorwärts und machen einige neue Aufnahmen. Aber der Sound ist das Ding, und wir spielen in sehr engen Arrangements, so wie, denk ich, es auch Bands wie The Beach Boys taten. Ich habe vor ein paar Wochen Brian Wilson gesehen, und alles war absolut genau wie auf den Originalaufnahmen. Das ist was man will, das will ich als Fan, wenn ich jemanden sehe. Also das ist was wir machen.

Frage: Was ist Deine Meinung zum momentanen Zustand der Musikbranche?

Phil: Es dauert eine lange Zeit, das zu beantworten... Ich war schon immer fasziniert von Popmusik. Ich habe immer an ziemlich aktuellen Dingen gearbeitet und gleichzeitig auch meine Arbeit in SAILOR genossen. Ich denke, die beiden Dinge helfen einander. Aber ich denke ich bin im Moment etwas von dem Trend enttäuscht, dass die ganze Industrie in Richtung "Pop Idol" geht. Nicht dass ich diesen Leuten den Erfolg übel nehme, viel Glück für sie, aber ich denke es verbilligt die ganze Magie dessen, was man für die Öffentlichkeit zu kreieren versucht. Denn die Leute sehen alles, wie es gemacht wird, und dann, drei Wochen später wenn sie versagen, verliert die Öffentlichkeit komplett das Interesse. Deshalb ist es ein Fernsehprodukt und kein Musikprodukt. Diese Dinge kommen und gehen wie ein Pendel und kommen wieder zurück, und ich habe gehört, dass Plattenfirmen nun wieder Bands unter Vertrag nehmen, und nicht nur fabrikgefertigte Pop-Künstler. Aber wie auch immer man dahin kommt - einige von ihnen sind wirklich gut. Einige der Nachfolger sind wahrscheinlich besser als die Gewinner.

Frage: Gibt es Pläne, mit dieser Besetzung ins Studio zu gehen?

Phil: Wir habe immer damit gedroht, es zu tun. Man muss einen lohnenden Grund finden, um es zu tun. Die Veranstalter, die uns jetzt bei den Shows haben, wollen, dass wir eine gewisse Art von Show darbieten. Es gibt absolut kein Möglichkeit, neue Songs zu spielen, vielleicht bringen wir ein oder zwei neue Titel. Es hängt davon ab. Mit dem Erfolg dessen, was wir jetzt im UK mit dieser Show und anderen Konzerten, die wir in Europa versuchen, hoffen wir, das tun zu können und dann eine Plattenfirma zu finden, die kommt und sagt: 'gut, ok, lasst uns ein paar neue Aufnahmen machen'. Aber es muss relevant sein. Als wir zuerst starteten waren wir sehr in der Pop-Szene mit den Kids und so weiter. Ich denke wir müssen einfach einen Weg finden, der lohnend und erfreulich für uns alle ist.

Frage: Als Songschreiber, findest Du kreative Inspiration ist etwas, das man lernen und perfektionieren kann, oder ist es so etwas wie eine Gabe?

Phil: Ich denke es muss eine Begabung da sein, um damit zu beginnen. Man bekommt Ideen und man hat den Willen, das zu tun anstatt die Songs oder Texte von anderen Leuten zu singen. Aber dann denke ich, es ist, wie alles andere, eine Menge harter Arbeit. Die Motivation muss zuerst kommen. Und das ist es, was ich liebe, deshalb brauchte ich niemals viel Motivation zum Schreiben, deshalb mache ich das, deshalb spiele ich in Bands, spiele zusammen mit anderen Leuten, spiele auf der Bühne und all das.

Frage: Hattet Ihr im Studio Input in das, was aufgenommen wurde und wie es produziert wurde?

Phil: Wir hatten in dieser Beziehung Glück. Es gab keine Leute, die kamen und uns sagten, was wir tun und was wir lassen sollten. Daher war es zum großen Teil unsere eigene Kreativität. Uns wurde in der Beziehung vertraut. Ich denke das hat sich jetzt vielleicht verändert, mit den Produzenten und so weiter. Aber wir produzierten damals unsere eigenen Aufnahmen und lieferten sie bei der Plattenfirma ab. Ob wir das jetzt noch tun könnten, weiß ich nicht, aber wir haben es damals einfach alles zu viert erarbeitet.

Frage: Auf welche Eurer Aufnahmen bist Du besonders stolz?

Phil: Also, wie schon gesagt, ich denke "Sailor", offensichtlich die Hits "Girls Girls Girls", "A Glass Of Champagne". Ich denke "Sailor" ist mein Lieblingsalbum, denn das war die Blaupause von unserem Sound. Wir haben ihn modifiziert und uns weiterentwickelt, aber ich denke, das war wirklich der Höhepunkt. Und dann denke ich, das zweite Album "Trouble" waren die Hits und der Erfolg und all das. Aber ich denke "Sailor" ist wirklich mein Favorit.

Frage: Und schließlich, Phil, gibt es noch irgendwelche persönlichen Ambitionen, die Du in der Band erfüllen möchtest?

Phil: Ich würde uns gerne wieder einen Hit haben sehen. Wir tun andere Dinge zusätzlich zu SAILOR. Wir produzieren und schreiben - ich sage wir tun es, ich tue es, und Peter tut es. Aber wir machen immer noch weiter. Wir haben Ambitionen, ich habe eine Ambition für SAILOR, denn es ist die Band, die ich zusammen mit meinen Freunden gegründet habe. Und ich denke immer, dass alles möglich ist. Man weiß es nie genau, die Geschichte ist nie geschrieben. Ich denke ganz positiv darüber. Es ist schwierig. Wir rutschen vielleicht einfach wieder hinein und starten durch. Wenn das nicht passiert, ist es auch in Ordnung. Wir haben Spaß dabei, und wir machen sowieso damit weiter. Wir haben unsere kleine Nische gefunden und haben Spaß daran. Und wenn wir wieder Erfolg hätten, läge die Freude darin, vor neuem und größerem Publikum zu spielen und eine Menge mehr Leute zu haben, die kommen und uns sehen würden.

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